© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/11 15. April 2011
Linke Ansichten zur medialen Meinungsmacht Dem Wandel der Öffentlichkeit widmet sich das letzte Heft der Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik (vorgänge, 4/2010), um nach Gegenöffentlichkeiten von Straße und Internet oder der etwaigen europäischen Öffentlichkeit Ausschau zu halten und der ur-linken Frage nach dem staatlich-ökonomischen Einfluß auf die Medien nachzuspüren. Läuft das bei Sebastian Müller auf eine nüchterne Strukturanalyse im europäischen Vergleich hinaus, wagt taz-Mitgründer Tom Schimmeck einen Rundumschlag nach Pflasterstrand-Manier. Kronzeuge seiner Philippika gegen die allein betriebswirtschaftlicher Logik gehorchende, ihren Aufklärungsauftrag ignoriende bundesdeutsche Medienmacht der Bauer, Burda, Bertelsmann ist der Konservative Paul Sethe. Dieser FAZ-Mitbegründer definierte 1965 Pressefreiheit als Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Heute erscheine lediglich die zu hoch gegriffene Zahl 200 als widerlegt. Die von Medienkonzernen und öffentlich-rechtlichen Anstalten beförderte geistige Entleerung infolge einlullender Massenbespaßung beschleunige das Auseinanderdriften der Gesellschaft. Linken Schablonen verhaftet, glaubt Schimmeck hier Kräfte am Werk, die dem Rechtspopulismus die Tür aufreißen, der in Gestalt Thilo Sarrazins bereits hereintrete. Dagegen helfe nur noch das demokratische Wunder Internet. vorgaenge.humanistische-union.de |