© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/11 15. April 2011

Umwelt
Neues Gütesiegel
Volker Kempf

Die deutschen Verbraucher orientieren sich gerne an Biosiegeln wie „Demeter“ und „Naturland“ oder Umweltsiegeln wie dem „Blauen Engel“. Sie geben ihnen Orientierung, andererseits machen sie keine Vorschriften. Ein neues Gütesiegel hat nun der wissenschaftliche Beirat des Bundeslandwirtschaftsministeriums in einer noch unveröffentlichten Stellungnahme gefordert: eines für artgerechte Tierhaltung. Das ist eine bedenkenswerte Sache, die vor vier Jahren schon in einer Umweltkolumne (JF 14/07) angeregt wurde. Harte Kost bleibt ein Tierschutzsiegel allerdings für Vertreter aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft. Denn Tierschutz kostet Geld, da Ställe vergrößert, zusätzliche Haltungsmaßnahmen ergriffen werden müssen. Mit Widerstand wird daher gerechnet. Vor allem Agrarpolitiker der Union haben in der Vergangenheit bei Tierschutzmaßnahmen vieles so lange wie möglich blockiert, etwa die Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz.

Weniger zögerlich gibt sich dagegen Agrarministerin Ilse Aigner, sie fordert ein EU-weites Gütesiegel für den Tierschutz. Bei betäubungslosen Kastrationen von Ferkeln geht die CSU-Politikerin sogar noch weiter, sie will diese Eingriffe im Herbst verbieten lassen. Ob all diese Forderungen am Ende auch im nationalen Alleingang durchgesetzt werden, wenn es nicht anders geht? Das wird sich erst noch erweisen müssen. Das Thema ist aber in Politik und Medien angekommen. Die Unionsparteien müssen nun auf der Hut sein und etwas mehr Engagement für den Tierschutz beweisen als bisher, sonst laufen ihnen noch mehr Wähler davon, die dann die Umfragewerte der Grünen weiter in luftige Höhe treiben. Dabei sind die Grünen selbst eine Lobbypartei, die des Gender-Mainstream. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Ein Gütesiegel mehr noch müßte erfunden werden.

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