© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/11 15. April 2011

Haltungsnote
Der linke Hirte
Christian Schwiesselmann

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern bleibt sich treu auf ihrem Weg in die bunte Republik: hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte, Homo-Ehen im Pfarrhaus und nun ein Landesbischof mit SPD-Parteibuch. Heinrich Bedford-Strohm heißt der neue Oberhirte der 2,6 Millionen bayrischen Protestanten, der im Oktober die Nachfolge von Johannes Friedrich antreten soll.

Daß sich der Professor für  Systematische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen in sechs Wahlgängen nicht nur gegen den Personalleiter der Landeskirche, Helmut Völkel, sondern auch gegen die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler durchgesetzt hatte, war ihm in der Süddeutschen Zeitung dann auch sichtlich peinlich: „Ich wünsche mir selbst mehr Frauen im Bischofsamt. Deswegen habe ich mir genau überlegt, ob ich kandidiere. Aber ich hätte es als Paternalismus empfunden, wenn ich verzichtet hätte. Damit hätte ich meine Mitkandidatin entwertet.“

Muß man den Willen zur Macht derartig verbrämen? Vielleicht wenn man ein Schüler des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber ist und mit einem ideologiesatten Titel wie „Vorrang für die Armen. Auf dem Weg zu einer theologischen Theorie der Gerechtigkeit“ promoviert wurde. Auch die Habilitationsschrift des Bamberger Theologen klingt irgendwie nach Habermas’ Utopie herrschaftsfreier Diskurse: „Gemeinschaft aus kommunikativer Freiheit“.

Es verwundert nicht, daß der Mann mit dem Doppelnamen die Äußerungen von Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der Islam gehöre historisch nicht zu Deutschland, für mißverständlich hält und auf einen „liberalen, demokratiefreundlichen Islam“ setzt. Ein typischer Vertreter der Käßmann-Kirche, der die Kanzel nicht nur zur Verkündigung nutzen dürfte.

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