© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/11 22. April 2011

„Ihr müßt wissen, was Ihr glaubt“
Kein Katzenfutter, sondern religiöse Unterweisung: Der Jugendkatechismus Youcat bietet in Frage-Antwort-Form eindeutige Glaubensaussagen
Georg Alois Oblinger

In Deutschland hat jedes Kind neun bis dreizehn Jahre Religionsunterricht. Wieso dann gar so wenig hängenbleibt, um es mal so auszudrücken, ist unbegreiflich. Hier müssen die Bischöfe in der Tat ernsthaft darüber nachdenken, wie der Katechese ein neues Herz, ein neues Gesicht gegeben werden kann.“

Mit diesen klaren Worten spricht Papst Benedikt XVI. in seinem Interview-Buch „Licht der Welt“ (Herder 2010; JF 52/10-1/11) ein Problem an, das seit einigen Jahren in katholischen Zeitschriften und Internetforen in gewisser Regelmäßigkeit thematisiert wird. Dort hört man Klagen über defizitäre Religionsbücher im deutschen Sprachraum. Der Religionsunterricht dient entweder der Kritik an der „Amtskirche“, teilweise sogar der regelrechten  Hetze, oder er ist zum Schlaf-Fach mutiert, bei dem auf die Vermittlung von Inhalten ganz verzichtet wird. Daher sind es gerade verantwortungsbewußte, religiöse Familien, die ihre Kinder vom Religionsunterricht abmelden.

Die ältere Generation kannte noch die Christenlehre am Sonntagnachmittag und benutzte in der Schule neben der Bibel den berühmten „grünen Katechismus“, der auf Papst Pius X. zurückgeht und im Frage-Antwort-Stil grundlegende Glaubensinhalte vermittelte.

In der nachkonziliaren Kirchenkrise war dann kaum etwas so sehr verpönt wie das Auswendiglernen von Glaubenssätzen. Den Reformpädagogen galt „dogmatisch“ als Schimpfwort, und insbesondere der „grüne Katechismus“ war für sie ein rotes Tuch. Wo dennoch Katechismen erschienen, waren sie geprägt von einer Verwässerung des Glaubens, oftmals gar von gravierenden Irrlehren. Hier hat in erster Linie der „Holländische Katechismus“ von 1966 (in deutscher Übersetzung 1968) traurige Berühmtheit erlangt. Auch der Katechismus, den die Deutsche Bischofskonferenz dann in den achtziger Jahren herausgegeben hat, legt den Schwerpunkt auf das Problematisieren und verzichtet auf eine klare Begrifflichkeit.

Prägnante Glaubensaussagen weist erstmals der unter der Führung des Vatikans erarbeitete Katechismus der Katholischen Kirche auf, der 1992 veröffentlicht wurde. Traditionellerweise ist er nach dem Apostolischen Glaubensbekenntnis gegliedert. Wenige Monate nach Beginn des Pontifikats Benedikts XVI. erschien im Sommer 2005 ein Kompendium des Katechismus, also eine Kurzfassung in bewährter Frage-Antwort-Manier.

Augenfällig ist heute das defizitäre Glaubenswissen selbst bei jenen, die sich zum christlichen Glauben bekennen. Katastrophale Ausmaße dieses Nichtwissens sind schließlich bei der jüngeren Generation festzustellen. Eine Religionspädagogik, welche die Methode über die Inhalte stellte oder gar meinte, ohne Inhalte auskommen zu können, erntet jetzt ihre Früchte.

Nun ist endlich ein Buch erschienen, das den Anspruch erhebt, dieses Defizit von seiten des kirchlichen Lehramtes zu korrigieren. Auf Anregung von Jugendlichen – insbesondere im Zusammenhang mit den Weltjugendtagen – wurde vom Vatikan ein Jugendkatechismus erarbeitet, der im August beim Weltjugendtag in Madrid in den unterschiedlichsten Sprachen allen Teilnehmern ins Handgepäck mitgegeben werden soll.

Dieser Jugendkatechismus ist ganz in Gelb gehalten und trägt den Namen Youcat, was ihm schon vor Erscheinen einigen Spott eingebracht hat. Dies klinge wie Katzenfutter, meinen konservative Kritiker. Mag auch der Name nicht sonderlich gelungen sein, entscheidend ist der Inhalt. Junge Menschen brauchen klare Glaubensaussagen. Auch wollen Jugendliche auf ihre Weise angesprochen werden. Dies geschieht nicht nur durch die Sprache, sondern auch durch die Bildauswahl. In diesem Fall wurden die Bilder von Jugendlichen selbst ausgewählt. Doch eine Pastoral der Anbiederung durch Verwässerung der Inhalte oder durch Vermeidung klarer Aussagen wäre hier fatal. Schon die vom Papst selbst verfaßte Einleitung läßt solche Befürchtungen gar nicht erst aufkommen. An die Adresse junger Menschen heißt es da: „Dieser Katechismus redet Euch nicht nach dem Mund. Er macht es Euch nicht leicht. Er fordert nämlich ein neues Leben von Euch.“

Dann folgen 300 Seiten katechetische Unterweisung nach der traditionellen Gliederung: Glaubensbekenntnis, Sakramentenlehre, Leben nach Gottes Geboten und Anleitung zum Gebet. Am Rand finden sich auf jeder Seite Zitate aus der Heiligen Schrift beziehungsweise von Kirchenlehrern oder anderen großen Glaubensgestalten, aber ebenso auch prägnante Definitionen, die verdeutlichen, daß beim Glauben auch der Aspekt des Wissens nicht ausgespart werden darf. Grundsätzlich werden heutige Fragen junger Menschen aufgegriffen und ohne Anbiederung – zum Beispiel bei der kirchlichen Sexualethik – klar beantwortet.

Mit dem Jugendkatechismus ist ein erster Schritt getan, um auf die Glaubensfragen junger Menschen wieder eindeutige Antworten zu geben. Jetzt müssen die Religionsbücher folgen.

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