© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/11 29. April 2011

Umwelt
Giftiges Ökolicht
Michael Howanietz

Wegen ihres Quecksilbergehalts und dem Elektrosmog ist die Energiesparlampe bereits bei ihrer via EU erzwungenen Einführung in ein schiefes Licht geraten. Jetzt sind es im Normalbetrieb an die Umgebung abgegebene Chemikalien, die zeigen, daß die Kompaktleuchtstofflampen technisch unausgereift sind. Das NDR-Magazin „Markt“ hat auf Anregung eines Zuschauers, den der Geruch der Lampen irritierte, Untersuchungen in einem zertifizierten Labor in Auftrag gegeben. Alle fünf getesteten Produkte namhafter Hersteller gasen demnach Stoffe aus, die als krebserregend gelten. Vor allem die meßbare Menge an Phenolen überraschte die Wissenschaftler, zumal diese Stoffgruppe von der EU selbst als mindestens erbgutschädigend klassifiziert wird.

Das Umweltbundesamt (UBA), das ob der 20fach über dem Innenraumluftrichtwert liegenden Quecksilberkonzentration bei zu Bruch gegangenen Sparlampen noch eindringlich warnte, sieht vorerst keinen Anlaß zu handeln. Zwar sei die Quelle der Phenolemissionen noch nicht bekannt, die Konzentrationen allerdings zu gering, um gesundheitlich relevant zu werden. NDR-Autor Jörg Hilbert hingegen betont, daß viele der gefundenen Stoffe, von einem ganzen Cocktail schädlicher Substanzen ist die Rede, in Innenräumen gänzlich vermieden werden sollten. Dem pflichtet auch Greenpeace bei. Immerhin sei die Sparlampe aber nur eine Brückentechnologie zur effizienteren Leuchtstoffdiodentechnik (LED). „Aber LED bestehen aus ähnlichen Bauteilen“, betont Greenpeace-Experte Man­fred Santen. „Deshalb müssen auch sie auf Phenolemissionen geprüft werden.“ Da wie dort bedarf es auch gesetzlicher Regelungen zur Entsorgungspflicht, von der die Händler derzeit befreit sind. Deshalb werden aktuell 80 Millionen giftige Sparlampen falsch entsorgt, wie das Münchner Entsorgungsunternehmen Lightcycle vermutet.

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