© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/11 06. Mai 2011

Umwelt
Exotische Salmonellen
Volker Kempf

Sich Reptilien als Haustiere zu halten, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Der Halter kann sich so mit einem Hauch des Exotischen umgeben. Aber schon der Reptilienhandel ist selten tiergerecht. Der Reptilienhalter, der ein Tier gekauft hat, bringt dann ebenfalls eher selten die notwendigen Kenntnisse mit. Auch die Wärmeenergie, die viele Reptilien brauchen, um in Wohnungen gesund zu bleiben, wird meist unterschätzt. Denn Wärmelampen sind wahre Stromfresser. Im Urlaub findet sich zudem kaum jemand, der sich um die Tierchen kümmern will. Am Ende will der Halter seine Reptilien oft wieder loswerden. Eines der stärksten Argumente, sich keine Reptilien anzuschaffen, lautet aber, daß das auch für den Halter und seine Mitmenschen besser ist. Denn bei Reptilien besteht erhöhte Salmonellengefahr.

Etwa ein Drittel aller Salmonelleninfektionen bei Kindern geht auf Reptilien zurück, schätzt das Epidemiologische Bulletin des Robert-Koch-Instituts. Hiernach sind vor allem Schlangen und Bartagamen Überträger exotischer Salmonellenarten, aber auch Schildkröten, Leguane, Chamäleons und Geckos. Die Erreger, die den Reptilien selbst gar nicht schaden, könnten auf Händen, Kleidungsstücken und Teppichen überleben und Kinder infizieren. Gefährdet seien vor allem Kinder unter acht Jahren, aber auch Schwangere und ältere Menschen. Der Krankheitsverlauf könne zur Gehirnhautentzündung führen, mitunter auch lebensbedrohlich werden. Dies legte der Mediziner Wolfgang Kunze zu Anfang dieses Jahres im Verbandsmagazin Kinder- und Jugendarzt in Fallstudien dar. Tierschützer nehmen das zum Anlaß, dafür zu werben, daß wer Tiere liebt und welche haben will, sich diese am besten im Tierheim holt. Gerade Hunde freuen sich oft über eine neue Bleibe, während Reptilien von einem Leben in heimischen Glaskästen ohnehin nicht viel haben.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen