© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/11 06. Mai 2011

Haltungsnote
Kaisertreu
Christian Schwiesselmann

Heil dir im Siegerkranz, / Herrscher des Vaterlands! / Heil Kaiser, dir!“ – Ginge es nach Knut Wissenbach würde die deutsche Kaiserhymne, die melodisch dem britischen Vorbild folgt, hierzulande häufiger gesungen. Die mediale „Prunksucht“ um die Hochzeit der britischen Verwandten „Seiner Kaiserlichen Hoheit“ nimmt der Vorsitzende des Vereins „Tradition und Leben“ zum Anlaß, auch in Deutschland erneut die M-Frage nach Einführung einer parlamentarischen Monarchie zu stellen. Amüsant ist die Begründung: Der amtierende Bundespräsident Christian Wulff sei ihm zu farblos. „Wir brauchen etwas Schickeres an der Spitze des Staates“, proklamierte Wissenbach gegenüber der Deutschen Welle.

„Fühl in des Thrones Glanz / Die hohe Wonne ganz, / Liebling des Volks zu sein! / Heil Kaiser, dir!“ – Für Wissenbach sehnen sich die Deutschen nach einer überparteilichen Person an ihrer Spitze, die nicht von Wahlen und politischen Klüngelrunden abhängig ist. Ein Indiz dafür ist die Auflagenmacht der deutschen Klatschpresse, die in Ermangelung deutscher Kronjuwelen vor allem mit Adelshäusern anderer Nationen vorliebnehmen muß.

„Liebe des Vaterlands, / Liebe des freien Manns / Gründen den Herrscherthron / Wie Fels im Meer.“ – Bedenklich stimmt den Adelsexperten Wissenbach, der die Zeitschrift Erbe und Auftrag zur Förderung des monarchischen Gedankens herausgibt, die gegenwärtige Heiratspolitik der Häuser. Immer mehr Bürgerliche verwässern das dynastische Erbe. Das einstmals als „Stutenstall Europas“ verrufene Haus Sachsen-Coburg-Gotha – die heutigen „Windsors“ (JF 18/11) –, ist dabei Vorreiter. Wissenbach tröstet, daß wenigstens der deutsche Aspirant auf den Preußenthron, Prinz Georg Friedrich von Hohenzollern, im August standesgemäß heiraten wird. 

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