© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/11 13. Mai 2011

„Der Islam ist verfassungsfeindlich“
Köln: Islamkritische Demonstration unter Polizeischutz
Henning Hoffgaard, Köln

Mittlerweile ist es schon nach 13 Uhr. Bei drückender Hitze und prallem Sonnenschein steht der Generalsekretär der Bürgerbewegung Pro NRW, Markus Wiener, mit angespannten Gesichtszügen unweit der Deutzer Freiheit in Köln und wartet auf Neuigkeiten der Polizei. Doch die rührt sich nicht. Dann klingelt plötzlich sein Telefon. Schlechte Nachrichten: Noch immer wird ein Großteil der zum islamkritischen „Marsch für die Freiheit“ angereisten Demonstranten am Bahnhof Leverkusen-Opladen von der Polizei festgehalten. Dort hatten am Samstag vormittag einige Dutzend gewaltbereite Linksextremisten die völlig überforderten Beamten überrannt und waren auf dem Bahnhofsgelände auf Mitglieder und Sympathisanten der Pro-Bewegung losgegangen. „Reiner Zufall“ sei es gewesen, daß niemand ernsthaft verletzt wurde, sagen Augenzeugen.

Etwa dreißig Personen, zum Teil Mitglieder des gewalttätigen „Schwarzen Blocks“, besetzen den Bahnhof. Eine Räumung durch die Polizei brauchen sie nicht zu fürchten. Die teilt den Verantwortlichen von Pro NRW zwar immer wieder mit, sie werde die Gleise räumen, sieht am Ende jedoch die Grenzen der „Verhältnismäßigkeit“ überschritten und verzichtet auf eine Räumung. „Das war sicher keine Sternstunde des Rechtsstaates“, sagt der Vorsitzende der Bürgerbewegung, Markus Beisicht, der JUNGEN FREIHEIT. Schnell werden Busse und Taxen bestellt, die von der Polizei schließlich zum Startpunkt der Demonstration begleitet werden. Dann geht es endlich los.

In der ersten Reihe des Demonstrationszuges stehen Filip Dewinter vom belgischen Vlaams Belang, die österreichische Nationalratsabgeordnete Susanne Winter (FPÖ), der Vorsitzende der Republikaner, Rolf Schlierer, die Führungsgruppe der Pro-Bewegung und Tyler Rose von der zur amerikanischen „Tea Party“ gehörenden „Youth for Western Civilization“. Insgesamt haben sich etwa 600 bis 700 Demonstranten versammelt. Bereits am Vortag hatten sich die Spitzen der Parteien unter fast konspirativen Umständen in einer Leverkusener Gaststätte getroffen, um über Strategien und eine engere Zusammenarbeit zu diskutieren. Wie viele Polizisten wohl eingesetzt werden, fragt man sich mit Blick auf die angereisten gewalttätigen Gegendemonstranten und schlechten Erfahrungen. Beim „Anti-Islamisierungskongreß“ der Bürgerbewegung im Jahr 2008 war es der Polizei nicht gelungen, die Veranstaltung zu schützen. Demonstrationsteilnehmer wurden angegriffen und ein gemieteter Rheindampfer von linken Gewalttätern mit Steinen attackiert.

Etwas Ähnliches will die Stadt in diesem Jahr mit etwa 3.000 Polizisten verhindern. Bereits am frühen Samstag morgen wird die Demonstrationsroute hermetisch abgeriegelt. Zu den beiden angemeldeten Gegendemonstrationen sind weniger Linksextremisten gekommen als erwartet. Rund 1.000 linke Gegendemonstranten haben sich in der Nähe des Heumarktes und am linken Rheinufer versammelt. Trotz massiver Polizeipräsenz kommt es wieder zu Übergriffen. Ein Linksextremist sabotiert am Treffpunkt in Köln-Deutz einen Lautsprecherwagen, der jedoch nach wenigen Minuten wieder repariert werden kann. In der Kölner Innenstadt versuchen Mitglieder des „Bündnis gegen Pro Köln“ eine Polizeiblockade zu durchbrechen. Die Beamten setzen Pfefferspray ein und nehmen einige Linksextremisten fest.

Davon bekommen die Teilnehmer des Freiheitsmarsches jedoch kaum etwas mit. Inzwischen hat man problemlos den Heumarkt erreicht, die Abschlußkundgebung beginnt. Filip Dewinter kommt in seiner Rede gleich zur Sache. Unter dem Jubel auch der zahlreich angereisten Flamen ruft er zum Stopp der Islamisierung auf. „Vielfalt heute bedeutet doch, die Diskriminierung der Frau zu akzeptieren.“ Eine Ausbreitung des Islams müsse deswegen verhindert werden. Die FPÖ-Politikerin Susanne Winter appelliert an die Anwesenden, eine „Internationale der Nationalen“ aufzubauen. Unterstützung bekommt sie von ihrem Parteikollegen Wolfgang Jung. Wenn das „linke Pack“ so weitermache, schaffe sich Deutschland ab.

Mit besonderer Spannung werden die Reden von Republikaner-Chef Rolf Schlierer und Markus Beisicht erwartet. Beide hatten angekündigt, daß ihre Parteien in Zukunft enger miteinander kooperieren. An diesem Nachmittag ist man sich jedenfalls schon einmal einig. Die „wahren Rassisten stehen da drüben“, ruft Schlierer und zeigt auf die wütend schreienden Gegendemonstranten. Kölns Bürgermeister Jürgen Roters (SPD) hält er vor, mit Linksextremisten gemeinsame Sache zu machen. So jemand könne kein Demokrat sein. Ob der Islam zu Deutschland gehöre? Natürlich nicht, sagt der Republikaner: „Der Islam ist verfassungsfeindlich.“ Ähnlich argumentiert auch Beisicht. Die Veranstaltung habe gezeigt, daß sich Islamkritiker in Deutschland ihrer Rechte nicht mehr berauben lassen. „Wir sind das Volk“, sagt er und meint es auch so. Am Ende erklingt die deutsche Nationalhymne.

Weitere Berichte und Videos im Internet unter www.marschfreiheit.wordpress.com

Foto: „Marsch für die Freiheit“ durch Köln: „Internationale der Nationalen“

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