© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/11 13. Mai 2011

Die Krise der Europäischen Währungsunion verschärft sich
Griechischer Abschied
Bernd-Thomas Ramb

Die Finanznöte Griechenlands nehmen kein Ende – solange die Haftungsgemeinschaft namens Euro besteht. Das wissen die Griechen durchaus. Die Gerüchte um einen Ausstieg aus der Europäischen Währungsunion (EWU) und seine Rückkehr zur alten Drachme mögen die Eurokraten noch so heftig als völlig aus der Luft gegriffen dementieren. Die stille Vermutung, die griechische Regierung selbst habe das Thema angeschnitten und entsprechende Pläne als letzte Lösung propagiert, ist ebenso glaubhaft wie logisch konsequent.

Das sture Beharren auf dem Verbleib Griechenlands im Euroverbund verdeutlicht, wie festgefahren die EU in ihren Denkschablonen ist. Der Euro war von Anfang an ein hochriskantes Vorhaben, sein Überleben allein von der erfolgreichen Zentralisierung der europäischen Macht abhängig. Die tiefere Ursache für diesen Ritt auf der Rasierklinge lag in der Abkehr von der „Krönungsphilosophie“: Eigentlich sollte die gemeinsame Währung die wirtschaftliche und politische Union „krönen“. Statt dessen wurde der Spieß umgedreht, die wirtschaftliche und politische, insbesondere finanzpolitische Union sollte mit dem Euro erzwungen werden.

Nicht nur die Verlogenheit dieser politischen Manipulation, den bei den Bürgern der europäischen Länder unerwünschten europäischen Zentralstaat gewissermaßen durch eine Zwangssituation aufgrund der Einheitswährungsprobleme heimtückisch zu erpressen, auch das hohe Risiko des Scheiterns dieser Strategie war vor der Einführung des Euro bekannt. Der Bund freier Bürger (BFB), eine 1994 spontan gegründete Euro-kritische Partei, fand jedoch nicht das Gehör der Wähler. Nun ist es so gekommen wie vorausgesagt: Was nicht zusammengehört, kann nicht zusammenwachsen.

Erschreckend ist vor allem die Ignoranz der Eurokraten, die mit den staatsbürokratischen Diktaten der Gleichmacherei das eigentliche Wünschen und Wollen der Menschen mißachten. Einheitliche wirtschaftliche Leistungsbereitschaft und überall gleiches sparsames Wirtschaften lassen sich nicht durch EU-Normen erzwingen. Die Menschen in Europa sind verschieden, und dies anzuerkennen ist keine Diskriminierung. Jetzt von den Griechen einen Parforceritt zur Rettung ihrer Staatsfinanzen zu fordern, nachdem ihnen jahrelang die billigen Kredite nachgeworfen wurden, zeugt von einem geringen Verständnis menschlichen Verhaltens.

Die Griechen werden letztlich aus Selbsterhaltungsgründen die Euro-Zone verlassen und all die hart erarbeiteten Milliarden, die diesen Schritt hinauszögern sollen, werden die Menschen bezahlen, die von ihren Regierungen ob der Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens belogen wurden. Allen voran die Deutschen, mit einem Betrag in zweistelliger Milliardenhöhe. Vielleicht so hoch wie die jüngst geschätzten Steuermehreinnahmen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen