© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/11 13. Mai 2011

Haltungsnote
Ein guter Grund
Christian Schwiesselmann

Es gibt vielleicht nur noch einen guten Grund, CDU zu wählen – Saskia Ludwig. Die Fraktionschefin der Union im Landtag Brandenburg schmückt sich nicht nur mit dem Attribut „konservativ“, sondern läßt ihrer Einstellung auch Taten folgen. Anders als ihre parteiinternen Kritiker, die den Kuschelkurs mit der SPD um einer späteren Machtbeteiligung willen am liebsten fortsetzen würden, scheut Ludwig den offenen Konflikt nicht. In einer parlamentarischen Anfrage Ende April begehrte sie von der rot-roten Landesregierung Auskunft über die „vorhandene Monotonie, mit der sich in vielen Brandenburger Städten und Gemeinden die Luxemburg-, Liebknecht- und Bebel-Straßen aneinanderreihen“.

Die Kleine Anfrage dürfte für die Regierungskoalition, die sich von einer Stasi-Affäre zur nächsten hangelt, eine Menge Sprengstoff enthalten. So will die 42jährige CDU-Landesvorsitzende wissen, warum im Potsdamer Ortsteil Glienicke immer noch eine Straße nach dem KPD-Funktionär und Chef der DDR-Volkspolizei, Kurt Fischer, benannt ist. Ludwig und ihr CDU-Generalsekretär Dieter Dombrowski sind erzürnt, daß immer noch sehr viele Plätze und Straßen Brandenburgs Namen kommunistischer Apparatschiks wie Ernst Thälmann tragen und nur wenige nach 1990 umbenannt wurden – zum Beispiel nach den Helden des deutschen Widerstandes um Claus Schenk Graf von Stauffenberg oder segensreichen Mitgliedern des preußischen Königshauses.

Hinter dem Ungleichgewicht  wähnt Saskia Ludwig, die sich für den historischen Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses stark macht, „Geschichtsklitterung“. Mit ihrer Anfrage bewies die promovierte Ökonomin Mut und Geschichtsbewußtsein. Das Erbe Jörg Schönbohms in der Brandenburger Union liegt in treuen Händen.

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