© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/11 20. Mai 2011

Krankenkassen-Konkurs
Sturm im Wasserglas
von Jens Jessen

In Berlin hat die Pleite der City BKK zu Irritationen der Versicherten und der Krankenversicherungen geführt. An sich war es das Ziel des im Jahr 2007 beschlossenen Gesundheitsfonds in der gesetzlichen Krankenversicherung, einen funktionierenden Risikostrukturausgleich zu installieren, der Insolvenzen verhindert. Die unterschiedlichen Ausgaben der Kassen – je nach Krankheitszustand ihrer Klientel – sollen damit ausgeglichen werden.

Kassen mit jungen, gesunden Mitgliedern erhalten deshalb weniger Geld aus dem Gesundheitsfonds. Kassen mit Versicherten, die durch viele Krankheiten aus einer Liste mit achtzig Leiden und Tausenden Einzeldiagnosen gekennzeichnet sind, fließt aus dem Fonds weitaus mehr Geld zu. Die Insolvenz der City BKK in Berlin macht deutlich, daß der Fonds weder kurz- noch langfristige Probleme löst.

Die Hauptstadt ist stärker als andere Städte und urbane Regionen in Deutschland durch eine ungünstige Bevölkerungsstruktur belastet. Die Zahl der Jüngeren und Gesunden nimmt ab. Weniger Beitragszahlern stehen immer mehr immer älter werdende Menschen gegenüber. Eine höhere Lebenserwartung erfordert mehr Behandlung. Die wiederum führt zu höheren Gesundheitskosten. Berlin erlebt jetzt im kleinen, was in Kürze in ganz Deutschland ankommen wird: das große Kassensterben.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen