© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/11 20. Mai 2011

Blick in die Medien
Sat1-Wochenschau: „Zurück zu Lück“
Toni Roidl

Was senden Fernsehproduzenten, wenn ihnen keine innovativen „Formate“ mehr einfallen? Genau: Wiederholungen. Sat1 exhumiert einen Klassiker aus den neunziger Jahren – die Wochenshow kommt zurück. Wer erinnert sich noch an „Danke, Anke“, „Zurück zu Lück“ oder „Hallo, liebe Liebenden“? 1996 möbelte das Team um Anke Engelke, Ingolf Lück und Bastian Pastewka das junge Komödien-Genre auf. Der „Erklärbär“, die herrlichen Sabine-Christiansen-Parodien, die unbekümmerte Hitler-Veralberung „Die Adolfs“ – das war lustig, frech und frisch.

Heute ist Moderator Lück 52 Jahre alt, Anke Engelke dreifache Mutter und das Sat1-Programm eine einzige Resterampe. Trotzdem sollen die Senioren noch mal ran: Acht neue Folgen laufen ab dem 20. Mai immer Freitag abend. Sat1 kündigt wie erwartet „Sketche und Parodien auf diverse Fernseh- und Werbesendungen“ an.

Die leeren Reihen der alten Garde werden mit neuen Rekruten aufgefüllt: Dave Davis, Axel Stein, Johann König und weitere Komiker-Klone. Ein paar Veteranen sollen Gastauftritte bekommen. Ansonsten fällt dem Sender auch nicht mehr ein, als immer wieder zu beschwören, die Sendung sei immer noch „Kult“. Daß sie 2002 nach einer erfolglosen Renovierung wegen rapide bröckelnder Zuschauerzahlen eingestellt wurde, hat der Sender scheinbar vergessen.

Aber warten wir’s ab. Lück ist zu sehr Profi, um sein Gesicht für einen Rohrkrepierer herzugeben. Wenn es gelingt, die Freude an grober Verletzung politisch korrekter Tabus aus der Originalserie in die neue Wochenshow zu retten, könnte es echte Wellen im flachen Witzewasser geben. Übrigens ist die Wochenshow nicht das einzige Revival: Im Herbst wird auch das alte Zirkuspferd Harald Schmidt von Sat1 wieder in die Arena gejagt, um die Late-Night-Show zu reanimieren. Im Vorstand des Senders ist offenbar die Neunziger-Nostalgie ausgebrochen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen