© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/11 20. Mai 2011

Frisch gepresst

Eskalation 1940/41. Die zuerst im Olzog Verlag veröffentlichte Studie Stefan Scheils (JF 43/05) über die Ausweitung des Zweiten Weltkrieges zwischen Westfeldzug und Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion ist nun bei Duncker & Humblot in zweiter durchgesehener und ergänzter Auflage erschienen. Die Arbeit ist ein Muster seriöser revisionistischer Historiographie, die die Quellen und die Forschungsliteratur souverän verwertet. Sie erhebt sich deutlich über das Niveau, auf dem sich die an ihre „Zentraldogmen“ von der deutschen Alleinschuld am Kriegsausbruch 1939 und der angeblich durch Lebensraum- und Weltmacht-Phantasien gesteuerten deutschen Politik klammernden Kohorten etablierter Zeithistoriker bewegen. Im Nachwort, wo Scheil Kritikern der Erstauflage antwortet, fällt nicht nur auf, daß die Rezensenten weitgehend in polemischen Ausfällen ihr Heil suchten, aber dem Autor in der Sache nie Paroli bieten konnten. Bemerkenswerter noch ist der Umstand, daß Scheils revolutionäres Buch in vielen Zeitschriften- und Zeitungsredaktionen einfach in die Schweigespirale geworfen wurde. Die zweite Auflage signalisiert jedoch, daß dieser bewährte Kniff unserer Charakterwäscher nur noch bedingt anwendbar ist. (wm)

Stefan Scheil: Die Eskalation des Zweiten Weltkrieges von 1940 bis zum Unternehmen Barbarossa 1941. Duncker & Humblot, Berlin 2011, broschiert, 478 Seiten, Abbildungen, 38 Euro

 

Saarland. Dank seines Kinderreiseausweises, so witzelt diese Woche der Spiegel, erfülle der 65jährige Sozialdemokrat Ottmar Schreiner mit viel Wohlwollen die parteiinterne Migrationsquote, denn dieser wurde im Juli 1955 im damals noch eigenständigen Saarland ausgestellt. Daß die Geschichte des Bundeslandes nicht allein in der Zeit nach Versailles 1919 und Potsdam 1945 interessant ist, beweist Paul Burgard in der Verlagsreihe „Regionalgeschichte – fundiert und Kompakt“. Von den Römern bis heute spiegelt der Historiker am Saarländischen Landesarchiv die Wirrungen dieser Region kenntnisreich wider. Obwohl nur während militärischer Okkupationen seit Ludwig XIV. bis Napoleon die Franzosen eine maßgebliche Rolle spielten, wird jedoch mehrfach angedeutet, es handele sich um ein deutsch-französisches Grenzland, was mit Blick auf die romanisch-germanischen Regionen Lothringen und Luxemburg falsch ist. (bä)

Paul Burgard: Kleine Geschichte des Saarlands. G. Braun Buchverlag Karlsruhe 2011, gebunden, 286 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro

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