© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/11 20. Mai 2011

Umwelt
Volle Kanne Windkraft
Volker Kempf

Laut einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft ist die deutsche Atomtechnik mit 196 Milliarden Euro subventioniert worden, erneuerbare Energien hätten nur 39 Milliarden erhalten. Das soll die „Energiewende“ ändern. Ein Sechs-Punkte-Programm, das die Bundesminister Norbert Röttgen (CDU) und Rainer Brüderle (FDP) kürzlich vorstellten, setzt auf Offshore-Windstrom, die Verbesserung bestehender Anlagen und den Abbau planungsrechtlicher Hemmnisse für neue Windräder. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann will sogar, daß sich auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald bald massenhaft Rotoren drehen. Die Windenergieaktionäre wird das freuen. Daß das aber auch auf Widerstände stoßen wird, nimmt Grün-Rot hin. Bald könnte es daher Wasserwerfer gegen Heimatschützer geben, die die Einlösung des Grünen-Wahlversprechens „Volle Kanne Heimat“ einfordern.

Etwas mehr Phantasie, als die Landschaft zu „verspargeln“, fordert der Fachverband Biogas. Die schon in der Ölkrise 1973 reaktivierte Technik fehlt im Sechs-Punkte-Programm. Kleinbiogasanlagen fielen aus allen Fördermaßnahmen heraus. Dabei wäre hier viel Potential vorhanden. Schnittgut und Maisstauden, die bisher auf den Äckern untergepflügt werden, könnten vermehrt genutzt werden. Hinzu kommt das Stromeinsparpotential. Dabei war der Kampf um die Glühbirne mit etwa neun Prozent Stromanteil in Privathaushalten nur ein Nebenkriegsschauplatz. Mehr Strom ziehen Unterhaltungsgeräte aus dem Netz. Öfter den Fernseher abzuschalten, wäre sicher kein Verlust. Aber so viel Verzicht ist – wenn es bei der leicht rückläufigen Bevölkerungsentwicklung bleibt – auch nicht nötig. Zwei AKW in Deutschland produzierten bislang nur für den Stromexport, zwei weitere für unnötige Billig-Bereitschaftsschaltungen (Standby).

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