© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/11 20. Mai 2011

Leserbriefe

Zu: „Genosse Mihigru“ von Christian Vollradt, JF 20/11

Vertriebene mit Mihigru-Gruß

Da ich Sudetendeutscher bin, frage ich mich: Bin ich nun auch Deutscher mit Migrationshintergrund, wie auch meine Kollegen aus Ostpreußen und Schlesien?

Walter Scharnagl, Bonn

 

 

Zu: „Mechanismus der Angst“ von Thorsten Hinz, JF 20/11

Kirchensteuer gegen Demokratie

Ich kann nur bestätigen, daß die Einschüchterung funktioniert. Es gilt darauf hinzuweisen, daß die Amtskirchen sich explizit von diesem Marsch für die Meinungsfreiheit distanziert haben. Ergo: Jeder, der Kirchensteuer als Mitglied einer der Amtskirchen zahlt, unterstützt mit seinem Geld den Kampf gegen freie Meinungsäußerung und fördert damit den Untergang von Freiheit und Demokratie.

Victor Zander, Würzburg

 

 

Zu: „Chamäleon im Kanzleramt“ von Dieter Stein, JF 19/11

Die perfekte Rache der DDR

Als Angela Merkel sich vor sechs Jahren anschickte, Kanzlerin zu werden, sagte ich zu meinen jungen Verwandten, diese Frau sei eine machtbesessene Antifaschistin und sonst nichts. Ungläubiges Erschrecken! Doch jetzt ist es deutlich: Angela Merkel ist die perfekte Rache der untergegangenen DDR. Was sind dagegen alle anderen Enthüllungen, und wen wundert es noch, daß noch immer IMs im Bundestag sitzen und wir es nur noch mit „Kampf gegen Rechts“ und Antifaschismus zu tun haben?

Dietlinde Bonnlander, Imst / Österreich

 

 

Zu: „Die schwarze Genossin“ von Hinrich Rohbohm, JF 19/11

Radsport der politischen Elite

Wer einmal vom „Sakrament des Büffels“ (Heinrich Böll) gekostet hat, kommt davon nicht mehr los. Angela Merkel hat während ihrer sozialistischen Sozialisation alle Weihen für ihre Karriere empfangen, nicht zuletzt durch ihren Vater, einen roten Evangelisten. Doch die FDJ-Aktivistin hat auch eigene Fähigkeiten mitgebracht: Chamäleonhafte Anpassung an die politische Fabenlehre, Machtgier und Begeisterung für jenen „Radsport“, der von der politischen Elite betrieben wird: gegenüber den Obristen in Brüssel buckeln, das eigene Volk treten.

Helge Borgmann, Hamburg

 

 

Zu: „Unverantwortlich“ von Peter Freitag, JF 19/11

Bomben für Menschenrechte

Nun bombt die „westliche Wertegemeinschaft“ wieder für Demokratie und Menschenrechte. Der Diktator Gaddafi, vor kurzem noch ein gerngesehener Gast, mit dem gute Geschäfte mit Öl und Waffen gemacht werden konnten, der die Islamisten in seinem Land niederhielt und der sein Volk zu Wohlstand brachte, der mit Libyens riesigem Wasserschatz Nordafrika fruchtbar machen wollte, wird nun als „wahnsinnig“ und „irrer Despot“ gebrandmarkt. Bleibt eigentlich nur noch eine Überlegung: Werden die „Wutbürger“ in den europäischen Ländern, wenn sie sich dereinst gegen die Brüsseler Diktatur erheben, dann ebenfalls Unterstützung finden wie die heute als „Freiheitskämpfer“ hochstilisierten Rebellen?

Dr. med. Bonifaz Ullrich, Blieskastel

 

 

Zu: „Frankreichs Traum, Europa zu führen“, Interview mit Éric Zemmour, JF 19/11

Größenwahn und Überheblichkeit

Die Äußerungen von Éric Zemmour erinnern an den Größenwahn und die Überheblichkeit, die in den Schriften des französischen Historikers Jacques Bainville zum Ausdruck kommen. Er scheint Frankreich immer noch als europäische Hegemonialmacht zu sehen. Das Bedauern über die Gewinnung der deutschen Einheit im vorletzten Jahrhundert hat er mit vielen Franzosen gemeinsam. Die Tatsache, seit 1870 ohne fremde Hilfe den Deutschen militärisch unterlegen zu sein, hat sich als Komplex in die französische Seele eingebrannt. Besonders arrogant ist die Bemerkung, in früheren Zeiten habe Frankreich in Europa den Frieden gesichert. Zemmour will wohl nicht wahrhaben, daß gerade Frankreich es war, das in der Vergangenheit ständig seine Nachbarn überfallen hat, um sie zu berauben und sich deren Landesteile einzuverleiben.

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

Von Freunden umzingelt

Hinsichtlich Frankreichs Traum, Europa zu führen, sollte man sich daran erinnern, daß nach dem Abschluß des Vertrages von Maastricht der damalige Bonner Figaro-Korrespondent Picaper diesen als „Versailles ohne Krieg“ bezeichnete, und daß seinerzeit der Präsident des Europaparlaments, der französische Politiker Delors, die Abschaffung der D-Mark gefordert hatte mit der Begründung, nur so könne die wirtschaftliche Vormachtstellung der Bundesrepublik Deutschland gebrochen werden.

Wie schön, daß Deutschland nur von Freunden umgeben ist. Man sollte jedoch Bismarcks Feststellung, in der Politik gebe es keine Freundschaften, sondern nur Zweckschaften auf Zeit, nicht vergessen.

Albrecht von Kalm, Unkel

 

Phantomjäger Frankreich

Wenn es Frankreichs Traum war, den römischen Frieden fortzuführen und auszudehnen, ist es wahrhaftig jahrhundertelang einem Phantom nachgejagt, bedeutete römische Herrschaft doch letztlich Ausbeutung und Unterdrückung. Roms Ende wurde bekanntermaßen herbeigeführt durch seine Verständnislosigkeit gegenüber anderen Völkern, deren Ansturm es nicht gewachsen war und dessen Ethnien im Imperium durch die innere Schwäche des Staatsvolkes und der Führungseliten die Macht übernahmen, einhergehend mit einem Absturz Roms in Kultur und Technik. Das heutige Europa weist dazu erstaunliche Parallelen auf.

Auch nach seiner Rolle im Dreißigjährigen Krieg blieb Frankreich die aggressivste Macht Europas und zettelte zahlreiche weitere Kriege an. Seine Revanchegelüste führten mit zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges und nach der Niederlage Deutschlands war es wiederum Frankreich, das nun versuchte, durch den Vertrag von Versailles Deutschland dauerhaft zu schwächen. Dessen folgen führten erneut zu einem entsetzlichen Krieg.

Dennoch: Ich wünschte, wir hätten in unserem Land einen Publizisten vom Zuschnitt eines Éric Zemmour mit einem Sendeplatz bei einer renommierten Fernsehanstalt.

Horst Kube, Wittmund

 

 

Zu „Bruderstreit beigelegt, viele Probleme bleiben“ von Günther Deschner, JF 19/11

Ein Abrücken hört sich anders an

Der Autor schrieb, die Hamas wäre von ihrem Maximalziel eines palästinensischen Staates vom Jordan bis zum Mittelmeer abgerückt. Offenbar sind ihm aber die jüngsten Äußerungen von Hamas-Chef und Ministerpräsident von Gaza, Ismail Haniyeh, entgangen. Er hat in den Freitagsgebeten nach der Einigung mit der Fatah diese aufgefordert, alle früher abgeschlossenen Verträge mit Israel aufzukündigen und das Existenzrecht des jüdischen Staates abzulehnen – „in welchen Grenzen auch immer“. Klarer kann man die Position der Hamas und ihre hinter einem Schulterschluß mit der Fatah stehenden Absichten nicht ausdrücken.

Mit dem fortdauernden Raketenbeschuß aus Gaza auf israelische Städte hat die Hamas alle drei Bedingungen des Nahost-Quartetts, sich als legitimen Verhandlungspartner zu etablieren, verworfen. Auch für Israel bleibt es abstrus: Es ist das einzige Land der Erde, welches sich vor die Infragestellung seiner Existenzberechtigung gestellt sieht.

Ferdinand Kölli, Stuttgart

 

 

Zur Meldung: „Dänemark: Offene Worte bei der Zuwanderung“, JF 19/11

Populistisch sind alle Parteien

Ich war einigermaßen entsetzt, jetzt auch bei Ihnen das Wort „Rechtspopulismus“ vorgesetzt zu bekommen („die rechtspopulistische Dänische Volkspartei hat signalisiert“). Populistisch sind alle in Demokratien versammelten Parteien, alle gieren nach Popularität und ordentlichen Wahlergebnissen. Rechtspopulismus ist linker Kampfjargon, um den ideologischen Kontrahenten ans Jackett zu heften, sie und nur sie seien Rattenfänger. Gleich um die Ecke stehen der Nazi, Rassist und all das andere linke Geplapper.

Dr. Gunter Bronsart von  Schellendorff, Groß Tessin (M-V)

 

 

Zur Meldung: „Vertreibung: Deutsche   Opferzahlen minimalisiert“, JF 19/11

Lebendige Fackeln für Benesch

Wer, wie etwa die Historiker Peter Haslinger und Hans Henning Hahn in dem Doppelheft Geschichte in Wissenschaft und Unterricht (3-4/2011), die Vertreibungsverbrechen verharmlost, sei auf die Erinnerungen des tschechischen Schachgroßmeisters Ludek Pachmann verwiesen, der seine Erlebnisse auf dem Prager Wenzelsplatz im Mai 1945 wie folgt beschreibt:

„Am Sonntag, den 13. Mai 1945 um 11 Uhr, kam Dr. Benesch aus seinem Londoner Exil am Masaryk-Bahnhof in Prag an. Vorher hatte er von London aus Richtlinien an das tschechische Volk herausgegeben: ‘In unserem Land wird das Ende des Krieges mit Blut geschrieben werden.’ Auf seinen Wunsch und ihm zu Ehren wurden am Wenzelsplatz reihenweise deutsche Soldaten, verkehrt, mit den Köpfen nach unten, an Säulen, Bäumen und Anschlagtafeln lebend aufgehängt und mit heißem Teer beschmiert. Als Benesch in seinem Wagen erschien, ertönten Kommandorufe. Die Soldaten überschüttete man gleichzeitig mit bereitgestelltem Benzin oder Öl und zündete sie an. (...) Um die lebenden Fackeln johlten und tanzten tschechische Frauen. Langsam fuhr Benesch durch das Spalier brennender Deutscher. Die fürchterlichen Schreie hallten durch ganz Prag und lockten immer mehr zu solchen Schandtaten an.“

Vielleicht sollte aber auch erwähnt werden, daß Deutschland länger von Prag aus regiert wurde als von Berlin.

Willibald Jungwirth, Isernhagen

 

 

Zu: „Den Zug zum neuen Deutschland verpaßt“ von Jörg Bernhard Bilke, JF 19/11

Schorlemmer in Theater-Pause

Bilke kritisiert in seiner Buchrenzension das Verhalten Friedrich Schorlemmers nach dem Mauerfall. Hierzu eine kleine Begebenheit. Zufällig begegnete ich am 18. August 2006 anläßlich einer Theater-Pause auf Usedom Schorlemmer. Es war der vielfach beachtete 30.Todestag von Pfarrer Oskar Brüsewitz, der in Zeitz mit seiner Selbstverbrennung ein deutschlandweit beachtetes Fanal gesetzt hatte. Auf meine Frage, wie sich die Kirche heute zu diesem Gedenktag stelle, wich Schorlemmer aus und verwies mich desinteressiert an den Evangelischen Pressedienst.

Kurt E. Goldmann, Altenglan

 

 

Zur Meldung: „Politiker und Militär würdigen Mölders-Witwe“, JF 19/11

Pensionierter Protest

Nach meiner Meinung waren die damals „anhaltenden Proteste im Offizierskorps der Luftwaffe“ wohl überwiegend im Bereich der pensionierten Soldaten beheimatet.

Alban Hirsch, Lauf

 

 

Zu: „Nur Wahlenthaltung kann helfen“, Leserbrief von Günter Zemella, JF 19/11

Nur ungültige Stimmen zählen

Nein – nur korrekt „ungültig“ wählen kann helfen. Denn für jeden, der nicht an die Urne geht, stecken sich die Parteien eine Kopfprämie zu, prozentual zum jeweiligen Wahlergebnis! Der ganz persönliche Vertrauensentzug wird nur durch das „Ungültig“-Machen des Stimmzettels echt dokumentiert und wirkt dann so, daß es nicht mehr verbal umgeschönt werden kann.

Werner Weik, Villingen

 

 

Zu: „Kaisertreu“ von Christian Schwießelmann, JF 19/11

Der Monarch ist einfach da

Dank an Knut Wissenbach, der sich Gedanken über eine moderne Monarchie für Deutschland macht! Es gibt in Europa heute genug Beispiele, wo das bestens funktioniert. Anhänger der monarchischen Staatsform zu sein, ist eine durchaus ehrenwerte Meinung. In England, Benelux, Spanien und Skandinavien ist das sogar die Mehrheit der Bevölkerung.

In einer modernen, demokratischen Monarchie ist das Staatsoberhaupt dem Einfluß der Parteien entzogen. Weder Koalitionsrücksichten noch Pressekampagnen oder sonstige Stimmungen zählen hier. Der Monarch ist einfach da. Unabhängig von den Wirrungen der Tagespolitik steht er über den Parteien. Er ist von Kind an für dieses Amt ausgebildet und erzogen worden und übt es lebenslang aus. Königin Elisabeth ist seit 60 Jahren das Gesicht Englands in der Welt. Sie macht das mit Würde und vorbildlichem Pflichtbewußtsein.

Wenn Meinungsumfragen belegen, daß die Zufriedenheit der Bürger mit ihrem Staat in den europäischen Monarchien am höchsten ist, kommt das nicht von ungefähr. Selbst eingefleischte Sozialisten ziehen dort die monarchische Staatsform der glanzlosen und langweiligen Republik vor. – 1918 hat sich das deutsche Volk von der Monarchie abgewandt. Was kam denn danach? Eine gescheiterte Republik, eine Diktatur, ein Krieg. Mit einem Kaiser in Berlin und Königen in Bayern und Sachsen hätte das NS-System jedenfalls nicht errichtet werden können.

Ernst Ludwig, Darmstadt

 

 

Zu: „Der Feind in uns“ von Thorsten Hinz, JF 18/11

Das Beste und Deprimierendste

Der Beitrag von Thorsten Hinz zählt zum Besten, was von der deutschen Journalistik in den letzten Jahrzehnten geschrieben worden ist und gehört gleichzeitig zum Deprimierendsten, das man über uns Deutsche zu lesen bekommt. Es ist eine klare Diagnose über einen bis ins Mark kranken Patienten, der an einer nicht mehr heilbaren Viruskrankheit, von Fremden infiziert, zugrunde gehen wird. Das Finis Germaniae, das die Siegermächte einst in aller Offenheit als ihr Ziel verkündet hatten, wird nur noch eine Frage der Zeit sein.

Gero Zenger, Heilbronn
 

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