© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/11 27. Mai 2011

Islamismus
Salafisten, die neue Gefahr?
von Peter Scholl-Latour

Salafisten gelten als die neue Bedrohung, Innenminister Hans-Peter Friedrich warnt: „Sie wollen das Grundgesetz, unseren Staat beseitigen.“ Dabei galt der Salafismus bei seiner Entstehung unter Berufung auf die Vorfahren als Reformbewegung des Islam. Doch das Bild hat sich geändert, die Salafisten sind zu Vertretern der traditionellen koranischen Lehre geworden, sie verweigern sich dem „Idschtihad“, wonach die Auslegung des Koran in Anpassung an die Wirklichkeit erfolgen muß. Zwar haben sich die Salafisten, die – das muß man anerkennen – oft um Tugendhaftigkeit bemühte Menschen sind, radikalisiert. Aber weder sie noch al-Qaida sind unser Hauptproblem.

Letztere konnten wir ohnehin schon vor dem Tod Osama bin Ladens abhaken, da sie vor allem von Amerika als Feindbild aufgebauscht wurden. Träger des Terrors sind vielmehr kleine Gruppen, die unabhängig operieren. Bedenklich sind hingegen die Wahabiten, jene Richtung, die in Saudi-Arabien vorherrscht und die nicht nur die pakistanischen Koranschulen beeinflußt. Zu nennen ist auch die Deoband-Schule in Indien, die in Richtung der Taliban geht und ähnlich rigoros ist wie der Wahabismus. 

 

Prof. Dr. Peter Scholl-Latour, Journalist, Publizist und Orientalist, schrieb zuletzt in der JF 48/10 den Beitrag „Terrorwarnung – das deutsche Dilemma“.

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