© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/11 27. Mai 2011

Griechenlands Widerstand gegen neoliberales Marktdiktat
Pisa-Ignoranz der entspannten Verlierer
 (dg)

Abgesehen von aktuell politökonomischen Assoziationen steht Griechenland für klassische Bildung. Allerdings nur jenes Gewusel kleiner, von Denkern und Dichtern bevölkerter Gemeinwesen, das vor 2.000 Jahren unterging. Die Bildungsstruktur des neugriechischen Nationalstaates genießt dagegen eher den Ruf der maroden Athener Finanzverwaltung. So jedenfalls sehen es die Bildungsforscher Christos Govaris (Thessaloniki) und Aristotelis Zmas (Universität Zypern). Ihrer Ansicht nach hätten die Pisa-Studien mit den griechischen Schüler auf hinteren Ranglisten nur altbekannte Mängel des Unterrichtswesens aufgedeckt (Pädagogische Rundschau, 1/2011). Im Unterschied zu anderen Europäern reagierten die Hellenen, als „entspannte Verlierer“, auf „Pisa“ nicht mit reformerischem Aktionismus, sondern mit Ignoranz. Zaghafte Ansätze zur Reform des notorisch unterfinanzierten Bildungssystems stießen auf „hartnäckigen Widerstand“ von Opposition, Gewerkschaften, Studenten- und Schülerverbände. Bis heute erfolgreich, da die Pisa-Evaluation leicht mit der Unterwerfung des Schul- und Universitätssystems unter das neoliberale Marktdiktat gleichzusetzen und zu verteufeln sei. Handlungsfähigkeit hätten griechische Politiker nur bewiesen, wenn es galt, für ephemere Reformen wie die  Einführung der Ganztagsschule Brüsseler „Etatposten“ abzugreifen. www.uni-koblenz-landau.de

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