© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/11 27. Mai 2011

Familienplanung deutscher Jugendlicher im Ost-West-Vergleich
Flexibilität gegen Sicherheitsdenken
(kt)

Befragt nach späteren Kinderwünschen, schwebten deutschen Jugendlichen in älteren Erhebungen stets mindestens zwei Kinder vor. Zur Welt kommen aber seit langem nur 1,37 Kinder. Diese Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit, so Holger von der Lippe und Andreas Klärner in einer Studie des Max-Planck-Instituts für Demographie in Rostock, sei ähnlich in Italien oder Norwegen zu beobachten (Spektrum der Wissenschaft, 5/2011). Ein deutsches Spezifikum solcher ausgebremsten Familienplanung ergebe sich indes aus einem Ost-West-Vergleich. Frauen in den neuen Bundesländern seien wesentlich jünger, wenn sie ihr erstes Kind bekämen und blieben seltener kinderlos. Die soziale Sicherheit spiele hier in der Nachwuchsfrage eine geringere Rolle. Denn auch die Jahrgänge um 1985 blieben weiter von der DDR-Mentalität des „flexiblen Sicharrangierens mit widrigen Umständen“ geprägt. Hingegen behindere die Umsetzung westdeutscher Kinderwünsche ein „starres Sicherheitsdenken“, das weiterhin am heute ökonomisch schwer realisierbaren „Hausfrauenmodell“ der Bonner Republik orientiert sei. Jede familienpolitische Maßnahme, wie das Ehegattensplitting oder erleichterte berufliche Wiedereingliederung von Frauen, die helfe, sich daraus zu lösen, könne zu früherem und häufigerem Kinderkriegen motivieren. www.spektrum.de

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