© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/11 27. Mai 2011

Wir haben gewarnt
Euro-Krise, Banken-Crash oder Multikulti-Illusion: In der JF stand schon früher, worüber heute alle diskutieren
Jörg Fischer / Michael Paulwitz

Der Euro soll für alle Ewigkeit gelten und ‘unumkehrbar’ sein. Deshalb haben die Erfinder auf jede Planung für den Notfall verzichtet. Dabei kennt die Geschichte keine einzige Währungsunion, die ohne politische Union auf Dauer funktioniert hätte.“ Dies schrieb der Finanzexperte Bruno Bandulet 1998, ein Jahr vor der Einführung des Euro als Buchwährung, in der JUNGEN FREIHEIT.

Als eine der ersten deutschen Zeitungen hatte die JF schon Jahre zuvor ständig auf die Gefahren der Europäischen Währungsunion (EWU) hingewiesen, während die Leitmedien der Euro-Propaganda publizistischen Geleitschutz gaben. 2010 wurden dann mit den „Euro-Rettungspaketen“ die schlimmsten Befürchtungen bestätigt. „Spekulanten-Dämmerung: 1998 begann die gefährlichste Krise seit 1929“ titelte die JF zehn Jahre vor Beginn der Weltfinanzkrise 2008 – und wurde dafür belächelt. Anlaß war der Zusammenbruch des US-Hedgefonds LTCM (er hatte bei Eigenmitteln von 2,2 Milliarden Dollar einen „Wertpapierbestand“ von 125 Milliarden), der von einem Konsortium amerikanischer und europäischer Banken mit Milliardenaufwand „gerettet“ wurde.

„Das System ist korrumpiert. Es ist ein System der Finanzkapitalisten und Oligarchen, die sich gegenseitig in die Tasche wirtschaften. Die Gewinne fließen auf das eigene Konto, die Verluste werden notfalls sozialisiert, mit Hilfe der Notenbanken abgefangen oder auch dem Steuerzahler aufgebürdet“, analysierte damals Bandulet. „Die Krise ist nicht ausgestanden, sie wird wieder und wieder an anderen Stellen ausbrechen.“ Nach dem Platzen der New-Economy-Blase ging es dank der lockeren Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed zunächst wieder aufwärts, doch Eberhard Hamer warnte bereits 2003 in der JF: „Der Crash hat schon begonnen!“ Das Volumen des monetären Bereichs habe sich in den letzten dreißig Jahren vervierzigfacht, das Volumen der Güterproduktion aber nur vervierfacht: „Die Finanzwelt hat sich von der Welt der realen Güter gelöst und Sumpfblüten getrieben, die nun unweigerlich verwelken werden“, so der Begründer der Mittelstandsökonomie.

Doch nicht nur auf den Wirtschaftsseiten etablierte sich die JUNGE FREIHEIT als eine Art Frühwarnsystem. So war auch Thilo Sarrazins Alarmruf „Deutschland schafft sich ab“ keine Neuigkeit für die Leser der konservativen Wochenzeitung: „Integration als Kapitulation – wie Deutschland sich sozialverträglich selbst abwickelt“ titelte die JF etwa im Juli 2007. Das einwanderungspolitische und demographische Mehrfach-Desaster Deutschlands hat die Wochenzeitung bereits Jahre zuvor kontinuierlich kritisch begleitet.

Mit Recht konnte Robert Hepp, der erste bedeutende deutsche Einwanderungskritiker mit wissenschaftlichem Anspruch, im Herbst 2010 im JF-Interview auf die Parallelen zwischen Sarrazins Bestseller und seinem 1988 erschienenen Standardwerk „Die Endlösung der deutschen Frage“ hinweisen. Lange vor Sarrazin, 1994, hatte Hepp in der JUNGEN FREIHEIT die zunehmende Ausplünderung der Sozialsysteme durch minderqualifizierte Zuwanderer statistisch untermauert und eine Bilanz der „Ballastkosten der Einwanderer“ aufgestellt.

Nach längerem Schweigen hatte sich Robert Hepp 2006 zuerst in der JF zurückgemeldet und seine schon seit Jahrzehnten ausgesprochenen Warnungen vor den Folgen von Geburtenschwund und unkontrollierter Zuwanderung präzisiert. Einwanderungsbegrenzung und Geburtenförderung gehören für Hepp zusammen. Im Mainstream-Diskurs hat man ihn dafür ausgegrenzt; die JF hat seine Botschaft über die Jahre weitergetragen: „Ungehörte Alarmglocken – Die Bankrotteure des Wohlfahrtsstaates drücken sich um die Konsequenzen aus der demographischen Katastrophe“ machte die Wochenzeitung beispielsweise im Juni 2003 auf.

Das Scheitern der Illusion einer multikulturellen Gesellschaft analysierte die JF schon, als Angela Merkel noch „Kohls Mädchen“ und Bundesumweltministerin war. Gegen Doppelpaß und Masseneinbürgerung und für die Leitkultur zog die JF lange vor dem rot-grünen Machtwechsel und den kurzlebigen wahltaktischen CDU-Kampagnen zu Felde. Und Rolf Stolz formulierte schon im September 1997 in der JF, was dank Thilo Sarrazin, Kirsten Heisig und Necla Kelek inzwischen breiteren Kreisen bekanntgeworden, von den Verantwortlichen aber immer noch ignoriert wird: „Der fundamentalistische Islam (…) versucht in Europa, die Ghettos mit muslimischer Mehrheit zu Brückenköpfen und ‘befreiten Gebieten’ auszubauen, in denen alle Minderheiten durch psychologischen und brachialen Terror ausgeschaltet werden und die staatlichen Behörden faktisch machtlos sind. Trotz ein bißchen pflichtgemäßer Empörung legt der bundesdeutsche Nachtwächterstaat die Hände in den Schoß und verbellt Islam-Kritiker als ‘Ausländerfeinde’.“

Nun hat im vergangenen Herbst selbst  die Kanzlerin erklärt, daß „Multikulti gescheitert“ sei. Und im Wahlkampfturnus überbieten sich bisweilen manche Spitzenpolitiker mit markig klingenden Forderungen zur Einwanderungs- und Integrationspolitik. Allerdings bleibt es – sowohl hier als auch beim Thema Euro-Rettung – in der Regel beim vorübergehenden Fordern, Debattieren und Ankündigen, um das mißtrauisch gewordene Volk kurzfristig abzulenken, bis die Aufregung wieder vorbei ist.

Für die JUNGE FREIHEIT Gelegenheit und Ansporn genug, den Regierenden in diesem Land weiterhin kritisch auf die Finger zu schauen.

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