© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/11 27. Mai 2011

Kleines JF-Glossar
Sprachgebrauch: Was man wissen muß, um in der Redaktion mitreden zu können

Aufmacher: Der Leitartikel der JUNGEN FREIHEIT auf Seite 1 (oben). Hier wird das Hauptthema der Woche umfassend, thesenartig kommentiert. Die Zeichenzahl beträgt 5.500.

Auf Zuruf: Entscheidungen oder Absprachen, die nicht während der Redaktionskonferenz, sondern zwischen Tür und Angel getroffen werden.

Balken: Magnettafeln im Redaktionsflur, an denen die Ausdrucke der jeweiligen Zeitungsseiten befestigt sind, damit der Produktionsstand der Ausgabe nachvollziehbar wird.

Bleiwüste: Polemisch für eine Seite, die zuviel Text enthält und deshalb auf Leser eher abschreckend wirkt.

CvD: Chef vom Dienst, heißt bei der JF Matthias Bäkermann und ist für den korrekten Produktionsablauf zuständig. Muß häufig zum Balken gucken.

Bäckerblume: „Das stand schon in der Bäckerblume“: Hinweis des CvD, daß ein Thema nicht mehr aktuell ist.

Edelfeder: Redaktionsinterner Ehrentitel für einen Autor, der besonders gut schreibt.

Fensterrechner: Ein nur vom Wirtschaftsredakteur benutzter, eingedeutschter Begriff für einen Computer mit „Windows“-Betriebssystem (im Unterschied zu den „Apfel“-Rechnern der Redaktion).

Freie Spitzen: „Hast wohl freie Spitzen?“ ist eine vorwurfsvolle Frage, wenn jemand sich mit abseitigen Themen beschäftigt; kommt sehr selten vor und kann mit dem Hinweis auf ein Phänomen gekontert werden.

Freiruf: Bei Redaktionsschluß gleichbedeutend mit Feierabend. Alle Daten für die Produktion der JF-Ausgabe sind bei der Druckerei angekommen.

Gegruschel: Unmutsäußerung, bedeutet soviel wie wirres, unnötiges Zeug in einem Artikel oder auch eine schlechte Bildauswahl (Gegenteil von Phänomen).

Haß: Zieht jener anonyme Kollege auf sich, der stets den letzten Kaffee nimmt, ohne neuen zu kochen.

Im Fluß: Wenn ein Artikel „im Fluß ist“, umschreibt dies euphemistisch, daß er noch nicht fertig ist.

Infokasten: Hervorhebung auf einer Seite, in der – passend zum Hauptartikel – zusätzliche Informationen geboten werden.

Jamaikanische Bananensuppe: Gelegentlich angebotene Vorspeise in der von Redakteuren frequentierten Senatskantine am Fehrbelliner Platz; boshaft-fälschlich als Lieblingsessen des Redakteurs Felix Krautkrämer bezeichnet.

Knörzen: Redaktionsinterner Ausdruck für Herumnörgeln.

Layout: Die JF-Layoutabteilung ist für Bilder, die äußere Gestaltung der Zeitung und knifflige Technikfragen zuständig; fest in weiblicher Hand, bei eiligen Aufträgen mit Yogurette korrumpierbar.

Läuft: Antwortet ein Redakteur auf die Frage nach dem Zustand seiner Seite „läuft“, heißt dies meistens, daß es nicht so gut läuft. Siehe auch „im Fluß“.

Mifri: Abkürzung für Mittelfristige Planungskonferenz, die monatliche Sitzung, in der die Themenschwerpunkte der kommenden vier bis fünf Ausgaben besprochen werden, damit es noch besser läuft.

Newsroom: Anglizismus für die Internet- und Politikredaktion, den außer einem (leitenden) Redakteur niemand benutzt.

Optik: Die Bebilderung einer Seite. Hier ist eine gute Zusammenarbeit zwischen dem zuständigen Redakteur und dem Layout gefragt.

Phänomen: Mit diesem Begriff garniert, bekommt man beim Chefredakteur (fast) jedes Thema durch.

Qualität: „Qualität kommt von Quälen!“: Vom stellvertretenden Chefredakteur Thorsten Thaler gern zitierter Ausspruch Kai Diekmanns (Bild-Zeitung). Etymologisch natürlich völliger Unsinn!

Rasch mal eben: Zeitaufwendige Zusatzaufgaben, die in letzter Minute noch „rasch mal eben“ zu erledigen sind.

Rollgriff: Ein Walter Kempowski („Tadellöser und Wolff“) entlehnter Ausdruck für die entschädigungslose Enteignung des Süßigkeitenvorrats eines Redakteurs durch Chefredakteur Dieter Stein.

Sofort: Wie „sofort, unverzüglich!“ – Zitat aus der berühmten Maueröffner-Pressekonferenz Günter Schabowskis 1989; häufig zu hörende Antwort auf die Frage, wann etwas gemacht werden soll.

Schnitzel: Auch „Schnitzel-Thema“, bedeutet in der JF-Sprache: „Das wird unsere Leser besonders interessieren.“

Streiflicht: Bezeichnung für den unteren Kommentar auf Seite 1, meistens aus der Feder des Chefredakteurs Dieter Stein.

Tabak: Die Redaktionsräume der JF sind Nichtraucherzone. Wer dem Laster dennoch frönt, muß vor die Haustür treten – oder greift (wie drei Kollegen in den Ressorts Ausland, Online und Meinung) zur Schnupftabak-Dose.

Unter drei: So lautet im Zunftjargon der Journalisten der kennerhafte Hinweis, daß das Gesprochene nicht geschrieben werden darf – um dann doch regelmäßig ausgeplaudert zu werden. Nicht bei der JF, versteht sich.

Volo: Abkürzung für „Volontär“ – der „Stift“ der Redaktion; das jüngste Mannschaftsmitglied bei der JF heißt Henning Hoffgaard.

Wer ist in der 1? Häufig gestellte Frage des Chefredakteurs, wer die Titelseite blockiert, wenn er sein Streiflicht hineinkopieren will.

X-mal: Das „stand schon x-mal in der JF“: Häufig genutzte Formulierung beim (vergeblichen) Versuch, in der Redaktionskonferenz ein Thema aus dem Blatt zu drängen.

Yogurette: Schokoladensorte, siehe auch Rollgriff oder Layout.

Zeichenzahl: Bezeichnung für den Umfang eines Beitrags. Zu Zeiten von Schreibmaschinen hieß es noch Anschläge.

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