© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/11 03. Juni 2011

Festnahme von Ratko Mladi
Zweierlei Maß
von Alexander Rüstau

Die längst überfällige Verhaftung des serbischen Kriegsverbrechers Ratko Mladić ist ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung des Friedens im ehemaligen Jugoslawien. Mladić gilt als mitverantwortlich für das 1995 verübte Massaker in der „UN-Schutzzone“ Srebrenica, dem rund 8.000 bosnische Zivilisten zum Opfer fielen. Seine blutige Karriere begann jedoch in Kroatien, wo er als Oberst der Jugoslawischen Volksarmee die Verantwortung für diverse Kriegsverbrechen, so zum Beispiel das Massaker von Škabrnja im November 1991, trug.

Europa hat sich durch seine Passivität Anfang der neunziger Jahre mitschuldig am Blutvergießen in Kroatien und Bosnien gemacht. Vor allem Großbritannien, Frankreich und die Niederlande haben durch ihre proserbische Haltung die Kriegsverbrechen eines Ratko Mladić erst ermöglicht. Irritierend sind daher die Forderungen einiger Politiker in der Europäischen Union, nun Beitrittsverhandlungen mit Serbien zu beginnen, ohne die noch ausstehende Auslieferung des nach wie vor flüchtigen Kriegsverbrechers Goran Hadžić einzufordern.

Ein Einlenken gegenüber dem einstigen Aggressor Serbien, während bei Kroatien auf die strengste Erfüllung aller Forderungen des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien gepocht wurde, wäre ein weiterer Schlag ins Gesicht der Opfer dieses blutigen Krieges.

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