© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/11 03. Juni 2011

Heather De Lisle. Die neue deutsche konservative Stimme kommt aus Amerika
Aufstand der Schnürsenkel
Paul Leonhard

Heather De Lisle mag die Provokation, kämpft für Meinungsfreiheit und gegen Political Correctness. Als Moderatorin und Synchronsprecherin ist sie beim Fernsehen schon tätig seit sie achtzehn ist, dennoch war sie den Deutschen bis vor kurzem weitgehend unbekannt, arbeitete die 1976 im pfälzischen Landstuhl geborene Journalistin doch beim Auslandsrundfunk der Deutschen Welle und als Berlin-Korrespondentin für einen Radiosender in New York.

Seit 2008 aber ist die „offenbar einzige US-amerikanische Journalistin in Deutschland, die sich zur Republican Party bekennt“ (De Lisle über sich selbst) in Talkrunden auch bei uns im Fernsehen zu sehen. Es waren allerdings erst ihre jüngsten Auftritte, mit denen sie für Aufsehen und wütende Proteste im Internet sorgte. Zum Thema „Deutsche Arbeitnehmer: Verwöhnt oder versklavt?“ vertrat De Lisle etwa Positionen, wie man sie aus den USA kennt: Der Staat solle sich aus dem Arbeitsmarkt heraushalten. Anhänger libertärer Anschaungen klatschten Beifall: Endlich jemand, der öffentlich gegen die Entmündigung des Bürgers polemisiert. Andere beschimpften die streitbare Frau als „arrogante Jungjournalistin“ mit fragwürdiger Einstellung.

Die Diskussion spitzte sich zu, als sie das US-Rechtssystem verteidigte. Ihre Event-Seite „Schickt Eure Schnürsenkel nach Berlin“ verschwand aus dem Internet. Offenbar hatten Hacker den von De Lisle gegebenen parteiübergreifenden Anstoß zu Veränderungen sehr ernst genommen. Die hatte in einem Kommentar für die Welt darüber nachgedacht, wie man auch in Deutschland eine bürgerliche Protestbewegung wie die amerikanische Tea Party auf die Beine stellen und so das Kanzleramt erreichen könne: „Schick deine verdammten Schnürsenkel hin! Die werden’s schon kapieren.“ Das war der Rat ihres Vaters, des im West-Berlin der achtziger Jahre populären Radiomoderators der US-Streitkräfte Rik De Lisle. Das tat die 34jährige und hat seitdem einiges auszuhalten.

Sie sei nicht „rechtsradikal“, sondern aus republikanischer Sicht sogar sehr liberal, verteidigte sie sich in ihrem Internetblog: „Ich mag erneuerbare Energie, finde, daß die Sexualität eines Menschen Privatsache ist, und auch, daß es wohl nicht schlecht wäre, wenn jeder zumindest die Möglichkeit hätte, eine Krankenversicherung abzuschließen.“

Und überhaupt, so ruderte De Lisle zurück, die Schnürsenkelbewegung solle gar keine deutsche Tea Party werden. Sie selbst sei mit „vielen Tea-Party-Zielen nicht einverstanden“.

Und dennoch, De Lisle möchte ihre Erfahrung „Links ist cool, konservativ zum Einschlafen“ ändern. Benötigt werde aber keine neue Partei, sondern eine Basis-Bewegung, der sich alle verärgerten Bürger anschließen. „Auch in Deutschland kann“, so hofft De Lisle, „eine einfache Idee die Welt verändern.“

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