© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/11 03. Juni 2011

Ausgespielt
Das Legoland soll „gegendert“ werden: „Expertinnen“ fordern eine Fünfzig-Prozent-Quote für Lego-Karrierefrauen
Toni Roidl

Legosteine gelten als Spielzeug, das aufgrund seiner unendlichen Kombinationsmöglichkeiten die Kindesentwicklung positiv beeinflußt. Das Marktforschungsinstitut GfK prämierte den Spielwarenhersteller 2010 zur besten Produktmarke. Das dänische Unternehmen wurde damit zum siebten Mal in Folge unter die zehn bekanntesten Marken von insgesamt 200 Unternehmen aus 31 Branchen im deutschen Markenranking gewählt. Kein Wunder: Wer hat in seinem Leben noch nicht kleine bunte, genoppte Quader zu Bauwerken aufeinandergetürmt und das auch seine Kinder tun lassen?

Melitta Walter hat man bei der GfK-Studie offenbar nicht gefragt. Die 62jährige Fachbeauftragte für „Geschlechtergerechte Pädagogik & Gewaltprävention“ beim Münchner Schulreferat findet Lego nämlich ganz schlimm. Ihr ist aufgefallen, daß alle Ärzte, Bauarbeiter und Mechaniker in der Spielzeugwelt offenbar Lego-Männer sind. Walter schimpfte bei Spiegel-TV: „Mädchen werden bei Lego aus der Männerarbeitswelt ausgeblendet.“ Vermutlich stehen die Lego-Hausfrauen zu Hause am Herd und kochen.

In Walters Klage stimmte die Entwicklungspsychologin Insa Fooken von der Uni Siegen ein. Sie hat sich in mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen mit Spielzeugpuppen beschäftigt. Ihr mißfällt, daß es bei den weiblichen Lego-Berufen nur eine Bäckerin gebe. Damit sei sie nicht zufrieden, denn dieser Beruf habe einen zu niedrigen Sozialstatus. Fooken forderte darum kurzerhand eine Fünfzig-Prozent-Quote für Lego-Karrierefrauen.

Die Pressesprecherin der Lego GmbH für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Helena Seppelfricke, versuchte eine Vorwärtsverteidigung. Sie argumentierte verunsichert: „Also, im Lego-Set der Abenteuerwelt Atlantis gibt es eine Professorin.“ Aber das ließ die engagierte Psychologin nicht gelten und legt nochmal nach: „Die Lego-Frauen haben alle Langhaarfrisuren. Das spiegelt nicht die Geschlechterrealität. Nicht alle Frauen haben lange Haare!“

Soll Lego vielleicht ein Set mit kurzgeschorenen, unattraktiven Lesben vermarkten? Daß Walter und Fooken selbst alle Klischees von der frustrierten Emanze verkörpern, macht die Realsatire perfekt. Selbst die Redaktion von Spiegel-TV scheint das Gender-Gezicke nicht sonderlich ernst zu nehmen. Die unterschwellige Ironie ist direkt greifbar. Aus den Internetforen, in denen die Reportage kursiert, schallt nur so das Hohngelächter.

Ethikrat: „Überholte Geschlechterrollen“

Die beiden intellektuellen Damen sind ohnehin ein bißchen spät dran: Schon 2008 hatten Gender-Klempner vom „Schwedischen Ethikrat gegen Sexismus in der Werbung“ Lego wegen „überholter Geschlechterrollen“ angerempelt. „Legostein“ des Anstoßes: Das Katalogbild eines Mädchens, das in einem rosa gefärbten Zimmer mit dem Ponyhof von Lego spielt. Wie viele arme Jungs wohl inzwischen von ihren frauenbewegten Müttern zu Weihnachten mit dem Ponyhof und rosa Tapeten beschenkt wurden?

Dabei ist die Lösung des Problems verblüffend simpel. Für die Lego-Männer lautet sie: „Kopf ab“. Die Kurzhaarfrisur des Lego-Feuerwehrmannes läßt sich problemlos durch die Langhaarfrisur der Bäckerin ersetzen. Dem genialen Legosystem sei dank – Geschlechtsumwandlung gelungen.

„Frauendiskriminierung“ im Legoland www.youtube.com/watch?v=DZhRRtmkwFQ, Lego-Bausteine: Das Spielzeug richtet sich vor allem an Jungen – ein Dorn im Augen der Gender-Experten

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