© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/11 10. Juni 2011

Amerika ehrt Merkel
Wofür?
von Günther Deschner

Ein pompöses Protokoll und die Verleihung der „Freiheitsmedaille“, der höchsten Auszeichnung für Ausländer – mehr konnte Angela Merkel auf der Washingtoner Bühne nicht erwarten. Doch hinter Ordensglanz und Glitzer zeigen sich Mißtrauen und Unsicherheit; subtiles Unbehagen an Berlins politischem Kurs treibt Amerika um. Die Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland, so hat Obama vor Merkels Visite geschmeichelt, sei ein Schlüssel zu dem, was man in der Welt zu erreichen hoffe. Vielleicht ist „Zusammenarbeit“ auch nur ein anderes Wort für Vasallentreue. Obama hat diese Offerte jetzt erneuert – zu einer Zeit, in der sich Amerika selbst in schwerer See befindet. Finanzkrise, verpfuschte Kriege, der Aufstieg neuer Großmächte: Es ist naheliegend, daß sich ein Präsident Gedanken, Hintergedanken über bewährte Bündnispartner macht.

Ob die Kanzlerin den damit in sie gesetzten Erwartungen gerecht werden kann? Kennt man von ihr doch keinerlei Idee, welcher Art eine solche Rolle Deutschlands wohl sein könnte. Zu signifikanten außen- und sicherheitspolitischen Ideen über die zukünftige Stellung Deutschlands in der Welt sind Merkel und ihr „Leichtmatrose“ Westerwelle nicht disponiert. Was sich Obama nur gedacht hat? Bei uns weiß jedes Kind, daß Merkel eine Spezialistin für das Abwälzen und nicht für das Tragen von Verantwortung ist.

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