© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/11 10. Juni 2011
Angst und Schrecken Markus Sesterhenn kann es nicht fassen: „Das ist doch Wahnsinn“, sagt er wütend. Gerade hat das Vorstandsmitglied des Kreisligavereins SF Düsseldorf 75 (SFD) eine Mitteilung des niederrheinischen Fußballverbandes erhalten: zwölf Punkte Abzug in der laufenden Saison und 500 Euro Strafe. Zudem, so urteilt das Schiedsgericht, könne das Verhalten der Düsseldorfer „unter strengen Maßstäben als rassistisch gewertet werden“. Der hart erspielte Vorsprung auf einen Nichtabstiegsplatz ist dahin, der Zwangsabstieg praktisch unvermeidlich, und auch der Ruf des Vereins ist ruiniert. Grund für die hohe Strafe: Die Düsseldorfer waren nicht gegen den als extrem gewaltbereit geltenden FC Kosova angetreten, dessen fast nur aus Albanern bestehende Anhängerschaft in der Vergangenheit immer wieder in die Schlagzeilen gerät. Die Vereinshistorie liest sich dabei wie eine Chronik der Gewalt. September 2006: Beim Kreisligaspiel zwischen dem FC Kosova und dem GSC Hermes kommt es zu einer Massenschlägerei mit mehreren Verletzten. Die Polizei ermittelt daraufhin gegen drei Spieler des FC Kosova. Der regionale Fußballverband erklärt sich für nicht zuständig. März 2009: Fünf Spieler des FC Kosova jagen einen Anhänger des ASV Tiefenbroich über den Platz, schlagen ihn zu Boden und treten immer wieder auf ihn ein. Weitere Personen, die dem Fan Tiefenbroichs helfen wollen, werden angegriffen und leicht verletzt. Die Polizei bekommt die Situation nur mühsam unter Kontrolle. April 2011: Spieler und Anhänger des FC Kosova jagen Mitglieder des Garather SV über das Spielfeld. Diese können sich in Toiletten und einem Klubhaus verbarrikadieren, bis die Polizei eintrifft. „Und das ist nur die Spitze des Eisberges“, sagt Sesterhenn der JUNGEN FREIHEIT. Die wenigsten Fälle schaffen es überhaupt in die Presse. Der Ausländerklub ist regional längst für sein brutales Spielgebaren bekannt: Beleidigungen, Einschüchterungen und überharte Fouls sind an der Tagesordnung, berichten Spieler und Anhänger anderer Vereine. Viele Mannschaften haben Angst, gegen die gewalttätigen Albaner anzutreten. Ende Mai treffen die Verantwortlichen des SFD deswegen eine Entscheidung: kein Spiel mehr gegen den FC Kosova. Bereits im Hinspiel war es zu einem Spielabbruch gekommen, als Anhänger der Kosovaren den Schiedsrichter attackieren und würgen. Der Verband zeigte sich nachsichtig, verhängt eine 50-Euro-Strafe und stellt die Albaner unter eine letztlich konsequenzlose „Beobachtung“. „Wir wollten unsere jungen Spieler schützen“, rechtfertigt Sesterhenn den Nichtantritt. Wenn die eigenen Spieler „keine Lust mehr haben und sogar darum bitten, ausgewechselt zu werden, ist das Maß voll“. Der niederrheinische Fußballverband will das nicht gelten lassen. „Es kann nicht sein, daß die Mannschaften selbst entscheiden, wann sie antreten“, sagt ein Sprecher der JF. Beim SFD ist man fassungslos. Die Emotionen kochen hoch. Eine Facebook-Gruppe wird gegründet. Mittels einer Petition versuchen die Düsseldorfer, gegen das Urteil vorzugehen. Über 560 haben bereits unterschrieben. Viele Trainer und Spieler anderer Vereine solidarisieren sich. Fast alle haben ähnliche Erfahrungen mit den Kosovaren gemacht: „Spieler wie Zuschauer waren permanenten Beleidigungen, wie ‘Nazischwein’ und ‘Nazihure’ ausgesetzt“, berichtet Dirk Heußer. Der SFD habe ein „Zeichen gegen Gewalt und für Zivilcourage“ setzen wollen. Der Fußballverband sieht das offenbar anders und will eine höhere Strafe durchsetzen. Dabei lehnt der Verband sich eng an das Vorgehen des Deutschen Fußball-Bundes an. Dieser setzt sich nach eigenen Angaben aktiv gegen „jede Diskriminierung“ im Fußball ein. Eine Spielverweigerung gegen einen Verein, der sich fast ausschließlich aus Ausländern rekrutiert, kommt da gerade recht. Der FC Kosova hat dabei seine ganz eigene Sicht der Dinge. Nach dem Spiel gegen den Garather SV, bei dem es wieder zu Jagdszenen gekommen war, beklagt der Pressesprecher der Kosovoalbaner die „sexistischen und rassistischen Provokationen“ der deutschen Mannschaft. Foto: Tatort Fußballplatz: Der Verein wollte ein Zeichen gegen Gewalt und für Zivilcourage setzen |