© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/11 10. Juni 2011

Finanzkrise: Verarmung der Mittelschicht
Auftakt zur Revolution von oben
(wm)

Daß sich bei weitem nicht alles auf Klassenkampf-Rhetorik reduzieren läßt, was der Europarechtler Andreas Fischer-Lescano (Bremen) und die Sozialrechtlerin Anna Lenze (Darmstadt) in der traditionell linken Kritischen Justiz (2-2011) zum Schwerpunkt „Existenzsicherung“ aufbieten, kann jeder Arbeitnehmer unterhalb der Boni-Klasse mit einem Blick auf seine Gehaltsabrechnung bestätigen. Immer weniger Netto vom Brutto bleibe dem Mittelstand, weil die Bundesregierung darauf verzichte, die Verursacher der Finanzkrise für deren Kosten haftbar zu machen. Hier würden die Weichen für den „Weg in eine gigantische Staatsverschuldung“ gestellt. Den Wert ihrer Analyse mindert nur, daß sie weder die Milliarden für die Euro-Rettungspakete noch die Unsummen in Anschlag bringen, die es kostete, die Bundesrepublik für viele „Kulturbereicherer“ zur Sozialstation umzubauen. Doch unbestreitbar ist ihr Befund, wonach sich an der Spitze der Gesellschaft „immer mehr Reichtum anhäuft“, während bei der Masse der Normalverdiener „existentielle Bedarfe ungedeckt“ blieben. Wir durchliefen heute daher eine „schrittweise Systemveränderung“, eine Revolution von oben, die den Mittelstand schröpfe und ausbluten lasse und gleichzeitig den Sozialstaat abbaue. Die sozialen Gegensätze würden sich daher bald verschärfen – „mit nicht absehbaren Folgen für die Demokratie“.  www.kj.nomos.de

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