© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/11 10. Juni 2011
Ernst Forstho und die Gegen-Öffentlichkeit seines
prominenten Ferienseminars Weil der Heidelberger Staats- und Verwaltungsrechtler Ernst Forsthoff von seinen üppigen Gutachter-Honoraren noch ein paar Mark zur freien Verwendung erübrigte, richtete er im einstigen Kloster Ebrach ein Ferienseminar ein. Gedacht als elitärer Kontrapunkt zur westdeutschen Massenuniversität, traf hier zwischen 1957 und 1971 die Kriegsjugend des Ersten – Forsthoff, Arnold Gehlen, Hubert Schrade, Joachim Ritter – auf die Fähnriche und Flakhelfer des Zweiten Weltkrieges: Hermann Lübbe, Christian Meier, Ernst-Wolfgang Böckenförde, Günter Rohrmoser. Allherbstlich für vier Wochen etablierte sich im abgelegenen Steigerwald eine „Gegen-Öffentlichkeit“ zum „universitären Mainstream“. Undenkbar wäre deshalb die Teilnahme von „Repräsentanten des bundesdeutschen Establishments“ wie Dolf Sternberger oder Theodor Eschenburg gewesen. Solange Forsthoffs Lehrer Carl Schmitt dabei war, durfte auch niemand sonst zugegen sein, „dessen Gegenwart den Meister hätte reizen können“, wie Florian Meinel in seiner Darstellung der „legendär“ gewordenen Ebracher Seminare ironisch formuliert (Zeitschrift für Ideengeschichte, 2-2011). Ausgerechnet nach 1968 sei dieses Zentrum der „verweigerten Anpassung“ an die „Tyrannei der westlichen Werte“ und der historisch-politischen Kritik der deutschen Nachkriegsordnung „immer unzeitgemäßer geworden“. www.z-i-g.de |