© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/11 10. Juni 2011

Frisch gepresst

Gerhard Löwenthal. Totales Unverständnis erntete Stefan Winckler, als er vor einigen Jahren seinem Publizistikprofessor an der Frankfurter Universität vorschlug, sein Magisterthema dem Journalisten Gerhard Löwenthal zu widmen. So galt der konservative Journalist, der 19 Jahre lang das 14tägig ausgestrahlte „ZDF-Magazin“ moderierte, nicht nur in der DDR als „Staatsfeind Nr. 1“, sondern figurierte auch bei vielen 68ern in der Bundesrepublik als leibhaftiges Feindbild des „Kalten Kriegers“. Da nützte es auch nichts, daß sich viele Berichte und Wertungen Löwenthals über das Pankower Unrechtsregime, die in den achtziger Jahren im Westen als nicht ernstzunehmende Gegenpropaganda zum „Schwarzem Kanal“ des DDR-Propagandisten Karl-Eduard von Schnitzler denunziert worden waren, nach 1990 vielfach noch als untertrieben darstellten. Die nun vorliegende Dissertation Wincklers füllt somit eine wissenschaftliche Leerstelle über eine Symbolfigur des Kampfes gegen den deutschen Totalitarismus im 20. Jahrhundert, dessen Kompromißlosigkeit sich bei dem 1922 in Berlin geborenen Bürgersohn nicht zuletzt aus seiner Erfahrung als rassisch Verfolgter während der NS-Diktatur speiste. (bä)

Stefan Winckler: Gerhard Löwenthal. Ein Beitrag zur politischen Publizistik der Bundesrepublik Deutschland. BebraWissenschafts Verlag, Berlin 2011, gebunden, 406 Seiten, Abbildungen, 46 Euro

 

Ardennen 1944. Kurz vor dem gewaltigen Einbruch, der der Roten Armee im Januar 1945 große Raumgewinne auf ostdeutschem Reichsgebiet bescherte, wollte Hitler den im Westen anbrandenden Angelsachsen in der „Ardennen-offensive“ einen vernichtenden Schlag versetzen. Solange das Dezemberwetter deren Luftwaffen am Boden hielt, ließ sich die gewagte Operation auch erstaunlich gut an. Die minutiöse Darstellung von Wilhelm Weiss, geschildert aus dem Blickwinkel einer zum belgischen Knotenpunkt Bastogne vorstoßenden Volksgrenadierdivision, belegt jedoch eindrücklich, daß dem deutschen Ausfall auch dann kein Erfolg beschieden gewesen wäre, wenn das Wetter zu Weihnachten 1944 nicht zugunsten der feindlichen Luftwaffe umgeschlagen wäre. Einmal mehr bestätigt diese Detailstudie daher, daß es ratsamer gewesen wäre, die letzten Kräfte des Heeres zum Schutze Ostdeutschlands gegen die Rote Armee zu konzentrieren. (ob)

Wilhelm Weiss: Ardennen ‘44. Der Einsatz der 26. Volksgrenadier-Division bei den Kämpfen um Bastogne, Helios Verlag, Aachen 2011, gebunden, 139 Seiten, Abbildungen, 22,50 Euro

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