© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/11 10. Juni 2011
Umwelt Der Vorstoß von Maria Damanaki kommt keinen Tag zu früh. Die Fischerei-Kommissarin der EU sagt zumindest diesen kriminellen Machenschaften in ihrem Zuständigkeitsbereich endlich den Kampf an. DNA-Analysen und andere forensische Beweise wie Mikrosatelliten, die die Herkunft von Fischen identifizieren können, sollen verstärkt eingesetzt werden, um Betrüger zu enttarnen. Falsche Arten- und Herkunftsbezeichnungen sind in der Branche eher Regel denn Ausnahme. Da wird schon mal billiger Wels zu exklusiver Seezunge und Ostsee- zu Nordseefisch. Da mutiert Zuchtfisch zum Wildfang und selbst die Unterscheidung von Salz- und Süßwasserfisch wird nicht so streng genommen, lassen sich doch durch entsprechende Falschetikettierungen die Gewinnspannen erhöhen. Der von Betrügern in der Fischbranche angerichtete Gesamtschaden wird auf weltweit zehn Milliarden Euro geschätzt. Fehlende Transparenzregeln bieten das Fundament, auf dem mitunter auch der irrige Eindruck eines artspezifischen Angebotsüberschusses erweckt wird, den es wegen rückläufiger Bestände tatsächlich nicht gibt. Sowohl der daraus erwachsenden Gefährdung mariner Ökosysteme als auch der bewußten Verbrauchertäuschung will die EU-Kommission jetzt einen Riegel vorschieben. Analysen erlauben die Artenidentifizierung anhand von 20 Fettsäuren. Da diese Untersuchungen nicht mehr so teuer sind, seien sie – zusammen mit den kodierenden DNA-Sequenzen, die auch bei Gerichtsprozessen gegen mutmaßlichen Fischereibetrug zum Einsatz kommen – vermehrt anzuwenden. So jedenfalls der Plan, den Damanaki gerade mit ihrer für Forschung zuständigen EU-Kollegin Máire Geoghegan-Quinn abstimmt. Ob und wann er realisiert werden kann, steht derzeit allerdings noch in den Sternen eines EU-Banners, das gute Ansätze allzuoft zu tagespolitischem Beifang verkommen läßt. |