© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/11 10. Juni 2011 Leserbriefe Zu: „Das Tier im Menschen“ von Birgit Kelle, JF 23/11 Anmaßung über Leben und Tod Für mich unfaßbar und in keiner Weise zu verstehen ist die Preisverleihung an Peter Singer. Man muß sich zwangsläufig die Frage stellen, in was für einer Gesellschaft wir leben, in der Menschen ausgezeichnet werden, die sich anmaßen, Herr über Leben und Tod sein zu wollen. Die Bundesrepublik hat aus gutem Grund die Todesstrafe abgeschafft. Wer solche Menschen für ihre kranken Ideen auszeichnet, macht sich schuldig am Niedergang der christlichen Gesellschaft und hat nichts als Verachtung verdient! Sven Behrens, Bremervörde
Zu: „Am Ende seiner Tage“ von Klaus Hammel, JF 23/11 Eine juristische Dunkelgrauzone Das Urteil gegen den Wehrmachtsveteranen Scheungraber ist unverhältnismäßig und liegt in einer juristischen Dunkelgrauzone. Die fehlenden stichhaltigen Beweise wurden durch Annahmen, fragwürdige Aussagen und Beweislastumkehr ersetzt. Geht es um individuelle Schuld oder um eine moralische Anklage gegen die gesamte Kriegsgeneration? Uneinsichtige verurteilte RAF-Terroristen werden begnadigt, ebenso Autonome, die mit Grillanzündern in der Nähe brennender Autos aufgegriffen wurden. Es ist deutschen Gerichten gesetzlich untersagt, gegen Täter, die im Weltkrieg Deutsche zu Opfern machten, zu ermitteln, auch wenn die Beweislage klar ist und der Maßstab von einzelnen bis Tausenden von Opfern reicht. Fast alle Länder haben eine rechtsgültige oder stillschweigende Amnestie für die Täter aus den eigenen Reihen. Trotzdem ermitteln Länder wie Italien gegen deutsche Kriegsveteranen, während die eigenen Täter rechtlich geschützt sind. So werden kaum Täter aus Titos, Beneschs oder Stalins Reich, oder auch aus den Reihen der Westalliierten, sich für ihre Kriegsverbrechen rechtfertigen müssen. Wie glaubwürdig ist unser Mitleid für die vielen Opfer von Hitlers Rassenwahn, wenn wir die eigene Kriegsgeneration pauschal kriminalisieren und keine Träne für die eigenen Opfer dieses unseligen Krieges vergießen können? Oliver Keller, Großbeeren
Zu: „Kotau in Königsberg“ von Thorsten Hinz, JF 22/11 Von Kaliningrad zu Königsberg Als ehemaligem Ostpreußen (Jahrgang 1933) sprechen Sie mir aus der Seele. Warum reist ein Außenminister nach Königsberg? Die Siegesfeier der sowjetischen Armee zu bejubeln, habe ich 40 Jahre in der DDR erlebt. Ist Westerwelle zu feige, als deutscher Außenminister einen klaren Standpunkt zu beziehen? Hat er überhaupt ein Geschichtsbewußtsein, was sich dort 1945 abgespielt hat? Im Mai dieses Jahres lernte ich in der Türkei einen jungen Russen kennen. Er fragte mich nach meiner Heimat. Auf meine Antwort „Kaliningrad“ entgegnete er „Königsberg“ – und fragte, warum ich nicht diesen Namen nenne. Mir fehlten die Worte. Wir reichten uns die Hand. Horst Dargatz, Grabow
Zur Meldung: „Westerwelle ehrt Eroberer Königsbergs“, JF 22/11 Verständnisloser Außenminister Ihre Meldung finde ich bemerkenswert, zumal diese Nachricht sonst nicht erschienen ist. Selbstverständlich begrüße ich das Gedenken an alle gefallenen Soldaten, aber ich finde es empörend,daß Westerwelle nicht gleichzeitig der gefallenen und umgekommenen Deutschen gedacht hat. Wegen der Tausenden toten Deutschen wäre dort ein Gedenkkreuz notwendig gewesen. Auch sie starben für ihr Vaterland und ihre Heimat. Von unserem Außenminister hätte man mehr Verständnis erwarten müssen. Klaus Voss, Amorbach
Zu: „Merkel und das geheimnisvolle Foto“ von Hinrich Rohbohm, JF 22/11 Merkel-Darstellung ist Rufmord Der Bundeskanzlerin DDR-Staatsnähe oder gar Stasiverstrickung zu unterstellen, ist politischer Rufmord. Ich erinnere an ihr Interview in der Leipziger Volkszeitung anläßlich ihrer Ehrenpromotion. Dort hat sie gesagt: Eigentlich wollte sie Lehrerin werden, Lehrerin für Mathematik und Russisch. Dafür ist sie nicht zugelassen worden, weil ihre soziale Herkunft aus einem Pfarrhaus nicht die Gewähr bot, später Kinder sozialistisch zu erziehen. Aber es erklärt zum Beispiel ihr Interesse an der russischen Sprache. Daß sie später als Mitarbeiterin der Akademie auch Moskauaufenthalte hatte, war üblich und auch im Interesse der Russen. Ihre Biographie erklärt auch, warum sie kein Basta-Typ ist, sondern eher in der Politik moderiert. Dr. Rolf Jähnichen, Sächsischer Staatsminister a.D., Borna
Kasners Karriere undurchsichtig Nur die Kanzlerin selbst kann entscheiden, ob das deutsche Volk ein Recht darauf hat, Genaues über ihre Biographie zu erfahren. Doch das Vertuschen der eigenen Biographie läßt nichts Gutes erwarten. Andere saßen wegen dieser im Gefängnis, während Kasner Karriere machte. Dr. Roland Mackert, Sachsenheim
Zu: „Bildung schlägt Biologie und Herkunft“ von Detlef Naumann, JF 22/11 Zurück zu Konrad Lorenz Vom Autor werden offenbar nur Wissenschaftler linker Provenienz angeführt, welche die Ergebnisse der Humangenetik negieren. Schon Konrad Lorenz stellte das hohe Ausmaß der genetischen Bedingtheiten der sozialen Verhaltensweisen fest. Dem ersten, der die ethnischen Abhängigkeiten des mittleren IQ anhand von Großuntersuchungen in den USA veröffentlichte, Professor Arthur Jensen, folgte ein Sturm der Entrüstung. Daraufhin veröffentlichten 50 Wissenschaftler (darunter fünf Nobelpreisträger) im Jahr 1972 eine Erklärung im American Psychologist. Darin verwahrten sie sich gegen Versuche, „Wissenschaftler zu unterdrücken, zu zensieren, abzustrafen oder persönlich zu verunglimpfen, welche die Rolle der Vererbung im menschlichen Verhalten betonen (...). Ein Großteil der Angriffe kommt von Nichtwissenschaftlern, die völlig auf eine milieutheoretische Erklärung aller menschlichen Unterschiede eingeschworen sind.“ Prof. Dr. Helmut Schröcke, Kottgeisering
Zu: „Leitbild der JF“, Sonderbeilage JF 22/11 Vom Rand zurück in die Mitte Zu Ihrem Wertebekenntnis „Christentum“ möchte ich ergänzen, daß sich der „feste christliche Standpunkt“ auf die uns gegebenen Gebote beziehen muß. Doch ist das genug in dieser Zeit? Bedürfen der eklatante Verfall des christlichen Glaubens und die sich leerenden Kirchen nicht mutiger Menschen, die es wagen, vorbei an der „clerical correctness“ nachzusehen, was sich da tut? Warum gibt es denn so viele spirituelle Strömungen und christliche Esoteriker? Die Menschen dürsten nach gültigen Antworten. Wären nicht Sie als Kämpfer für alles Konservative (= Erhaltende) prädestiniert, Licht in das Dunkel zu bringen, gerade angesichts der Angst-Atmosphäre? Das kaum mehr präsente Christentum muß aus der Randerscheinung wieder in die Mitte gestellt werden, nicht nur als Gegengewicht zum vordringenden Islam. Brigitta Ries, Hannover
Zu: „Nicht zum Nulltarif“ von Paul Rosen, JF 21/11 Unterfinanzierung war gewollt Paul Rosen hat viel Nützliches zur Bundeswehr, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik geschrieben. Aber sein letzter Artikel kommt einem polemischen Rundumschlag zu nahe. Denn die jahrzehntelange Unterfinanzierung ergab sich aus politischen Entscheidungen; alles war gewollt, genehmigt und absehbar, zumindest für die nachfolgende Legislaturperiode. Haushalts- und Verteidigungspolitiker wurden nicht hinters Licht geführt; sie waren und sind die Hauptakteure. Unbestreitbar richtig ist Rosens Rüge, daß es nach 1990 an der Definition unserer sicherheitspolitischen Interessen und der von der Bundeswehr zu übernehmenden Aufgaben mangelte. Die neuen verteidigungspolitischen Richtlinien de Maizières sind jedoch unter Zeitdruck entstanden – zu Guttenberg hatte nichts hinterlassen – und daher weniger konkret als nötig. Michael Vollstedt, Generalmajor a. D., München
Zu: „Mahnung zur Besonnenheit“ von Ronald Berthold, JF 21/11 Sprechblasen der Indoktrination Für den Mut, das Thema Atomkraft sachlich aufzugreifen, möchte ich herzlich danken! Denn die Leute in Deutschland sind inzwischen so indoktriniert und hysterisch, daß sie kaum noch wissenschaftlichen Argumenten zugänglich sind, sondern nur noch die „Sprechblasen“ der interessierten Anti-Atomlobby nachplappern. Kein Land weltweit hat so hysterisch und irrational reagiert wie das unsere. Man könnte meinen, der GAU habe in zehnfacher Stärke hier in Deutschland stattgefunden. Als Konsequenz dieser Irrationalität werden jetzt unsere sicheren Kernkraftwerke abgeschaltet und durch Steinzeittechnik ersetzt, und unsere „Bildungsbürger“ sind allen Ernstes der Meinung, daß man damit eine Industrienation am Laufen halten kann. Dabei gibt es noch keinerlei vernünftige Lösungen zur Speicherung dieses Stromes. Hinzu kommt die Unsicherheit, ob die Windräder, vor allem aber die Sonnenkollektoren während ihrer Lebensdauer überhaupt soviel Energie produzieren, wie zu ihrer eigenen Herstellung verbraucht wurde. Um ein Kernkraftwerk zu ersetzen, sind Tausende Windräder nötig, was wiederum einen unvorstellbaren Flächenbedarf nach sich zieht. Heinz Schiller, Ulm
Zu: „Sieg, Zäsur und Tragödie“ von Günter Roth, JF 21/11 Deutsche Führungstheoreme Tatsache ist, daß beide Seiten im Kampf um Kreta hohe Verluste hinnehmen mußten. Die personellen Verluste der Alliierten mit 5.000 Toten waren demnach sogar dreimal höher als die der Deutschen. Die Wehrmacht konzentrierte sich, frei nach Moltke, auf die Vernichtung gegnerischer Streitkräfte, das Hauptziel im Sinne der Moltkeschen Doktrin. Der Zweck: Den Balkan und das östliche Mittelmeer vom Feind zu säubern. Die Behauptung, der Sieg auf Kreta sei ein Verdienst der 5. Gebirgsdivision, blendet aus, daß ohne Einsatz der Fallschirmjäger kein Gebirgsjäger Kreta je erreicht hätte. Die Lehre aus dem Kreta-Unternehmen, welche die Wehrmacht zog, war: Ein Sprungeinsatz ist nur möglich, wenn gleichzeitig eine Luftüberlegenheit hergestellt werden kann. Daher wurde das „Unternehmen Herkules“, die Einnahme von Malta aus der Luft, im Jahre 1942 nicht realisiert. Inwiefern Roth im „Unternehmen Merkur“ eine „katastrophale Vernachlässigung bewährter deutscher Führungstheoreme und Führungsgrundsätze“ sehen will, erschließt sich dem Leser nicht. Franz Uhle-Wettler hat dagegen herausgearbeitet, daß auch auf Kreta gerade der deutsche Führungsgrundsatz der Auftragstaktik sich glänzend bewährt habe. Besonders die Selbständigkeit und Verantwortungsfreude der Unterführer, die nach Ausfall vieler Offiziere Kompanien führen mußten, zeigte die Überlegenheit deutscher Führungstheoreme vor der schematischen Befehlstaktik der Briten. Olaf Haselhorst, Hamburg
Zum Schwerpunktthema: „Liberale ohne Kurs“, JF 20/11 Aus durch Außenminister Daß Sie sich um die FDP kümmern, hat seine Richtigkeit. Dieser Partei fehlt es aber, scheint mir, seit eh und je an einem klar entwickelten Sinn für geordnete Moderne und an einem klaren Sinn für kulturell-gesellschaftliche Zusammengehörigkeit. Eine Partei, die zudem einen bekennenden Homosexuellen als Außenminister ins Rennen schickt, ist nicht wählbar. Dr. Arthur Schanz, Overijse / Belgien
Befreit nach Parteiaustritt Ich bin traurig und befreit zugleich. Traurig, weil ich es nicht schaffte, Menschen in der FDP von der propagierten Liberalität zu überzeugen. Statt dessen wurde das Volk, das in Verzweiflung und Hoffnung 2009 die FDP gewählt hatte, um den gesellschaftlichen Verfall aufzuhalten, enttäuscht. In der Partei fand ich neben jenen, die mit reinem Herzen ehrenamtlich dienten, allzuoft die anderen, die sich an der Macht labten und jeder – persönlichen wie parteipolitischen – Vorteilsnahme erlagen. Befreit fühle ich mich, meine Mitgliedschaft aufgegeben zu haben, nachdem ich erkannt hatte, daß alles keinen Sinn mehr macht. Frank Poschau, Padenstedt
Was fehlt, ist der Gottesbezug Nicht nur die Liberalen sind ohne Kurs, sondern unsere parlamentarische Demokratie. Dies um so mehr, als Europa unter dem Diktum des Lissabon-Vertrages sich dem Gottesbezug verweigert hat. Warum wird nicht gleich das einstige Albanien zur neuen europäischen Leitnation erklärt? Was die Verbannung Gottes bedeutete, zeigte sich in der jahrzehntelangen Praxis: Wer Christian hieß, wurde zwangsumgetauft auf Atheistus, keiner durfte Peter oder Paul heißen. Im ganzen Land gab es nur eine Bibel – unter strengem Verschluß im Museum. Dieter Steffen, Berlin
Zu: „Kaisertreu“ von Christian Schwießelmann, JF 19/11 Ein Kaiser machte es billiger! Da die jetzigen Politiker eigentlich keine Ahnung von dem haben, was sie machen sollen, könnte ein Kaiser das billiger machen. Für Gesetzgebung und Verwaltung könnte er Fachleute einstellen. Die Bundesländer könnte man sich sparen. Durch eine erbliche Monarchie würde man die Zeit und das Geld für Wahlkämpfe einsparen, es gäbe keinen Stillstand zu den Wahlen hin, keine falschen Versprechungen, kein Anbiedern beim Zeitgeist; Politik würde seriöser werden. Krasse Versager müßten nur durch ein Volksbegehren abgesetzt werden können. Wolfgang Richter, Staudernheim |