© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/11 17. Juni 2011

Klaus-Peter Willsch organisiert den Widerstand gegen die Euro-Rettung in der CDU
Der Euro-Guerillero
Paul Rosen

Wenn es um den Widerstand gegen Milliardenbürgschaften und Zahlungen aus deutschen Kassen für wankende Euro-Länder geht, kommt der Name Klaus-Peter Willsch ins Spiel: Der fünfzig Jahre alte CDU-Bundestagsabgeordnete aus dem hessischen Rheingau-Taunus-Kreis ist bekannt für seinen Hang zu deutlichen Worten, etwa was den geplanten dauerhaften europäischen Rettungsschirm angeht: „Für den ESM in dieser Form darf es im Deutschen Bundestag keine Mehrheit geben. Das ist ganz klar mein Ziel“, verriet Willsch dem Stern.

Damit ist der Diplom-Volkswirt bereit, die Mehrheit Merkels im Bundestag aufs Spiel zu setzen. Weitsichtig formulierte er mit Peter Gauweiler (CSU) sowie nicht einmal einer Handvoll weiterer Unions-Abgeordneter in einer Erklärung: „Während wir vor der Entscheidung stehen, Portugal Bürgschaften zu gewähren, wird schon von neuen ‘Stabilisierungsmaßnahmen’ gesprochen.“

Willsch, dessen Markenzeichen das Selbstdrehen seiner Zigaretten ist, hat seine Unabhängigkeit als Abgeordneter und sein Selbstbewußtsein stets herausgestellt. Wo andere sich bedeckt halten, sitzt er etwa wie selbstverständlich im parlamentarischen Beirat der Bürgeraktion Pro Flughafen Frankfurt. Während seine Parteiführung auf den internetaffinen jungen Menschen setzt, geht Willsch in die entgegengesetze Richtung: Er empfiehlt den Jungen andere Wege und hat der Bundesregierung den Vorschlag unterbreitet, einen Wettbewerb mit dem Titel „Jugend züchtet“ (Kleintiere) durchzuführen. Denn Kleintierzuchtvereine finden kaum noch junge Mitglieder. Willsch stellt fest: „Viele traditionelle Organisationen haben mit dem Problem der Nachwuchsgewinnung zu kämpfen: die Freiwilligen Feuerwehren, lokale Chöre usw.“

Rückhalt findet der Volkswirt  unter den Haushaltspolitikern der Unionsfraktion, die generell eine kritische Haltung zur brüsselhörigen Regierung haben. Im Haushaltsausschuß erlebt man täglich mit, wie Einnahmen und Ausgaben immer weiter auseinanderklaffen und die Gründe für die steigende Verschuldung oft in Brüssel zu finden sind. Willsch, der sich auf die Themenbereiche Luft- und Raumfahrt spezialisiert hat, ist mit seinem Gegenkurs in Partei und Fraktion keineswegs so isoliert wie etwa sein früherer hessischer Fraktionskollege Martin Hohmann.

Das macht den Hessen, der seinen Wahlkreis direkt gewann, so gefährlich für Kanzlerin und Europapolitiker, auch wenn sich der kleinen Widerstandsgruppe mit Willsch/Gauweiler bisher nur wenige Abgeordnete angeschlossen haben. Hohmann ließ sich noch verhältnismäßig einfach isolieren; bei Willsch funktioniert das nicht. Die Erwartungen, Merkel könne wegen der Milliardenzahlungen ihre Mehrheit verlieren, haben sich zwar bisher nicht erfüllt. Aber falls einer dafür sorgen und damit Geschichte schreiben wird, dann ist es zweifellos Klaus-Peter Willsch.

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