© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/11 17. Juni 2011

Die EU als Symbol des Scheiterns
FPÖ: HC Straches erster Besuch in Straßburg / Schulterschluß mit Front National / Kooperation mit Lega
Curd-Torsten Weick

Für Heinz-Christian Strache war es die Premiere. Auf Einladung des freiheitlichen Europaparlamentsabgeordneten Andreas Mölzer besuchte der Chef der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) das Straßburger EU-Parlament und zeigte sich erst einmal entsetzt über den „unübersichtlichen Moloch“.

Doch es war nicht die Besichtigung des „kolossalen“ Politikbetriebs, der den Wiener nach Straßburg verschlug. Die  Vernetzung der „erfolgreichen patriotischen Bewegungen aus ganz Europa“ stand im Mittelpunkt seiner Visite. Treffen mit Spitzenpolitikern der Lega Nord, des Vlaams Belang (VB) und des Front National (FN) schlossen sich an.

Höhepunkt hierbei bildete die Pressekonferenz Straches mit der Chefin des Front National, Marine Le Pen. Die Politikerin, die in Umfragen vor Präsident Sarkozy rangiert, nahm kein Blatt vor den Mund und geißelte die EU als Hort der Unfreiheit, der den Willen der Völker mißachte. Die Tochter Jean-Marie Le Pens beklagte die Allmacht der EU- Kommission sowie die Gleichgültigkeit der europäischen Eliten angesichts zunehmender Krisen. Letztendlich stehe die EU heute als Symbol für das Scheitern in der Währungs-, Haushalts-, Erweiterungs- und Zuwanderungspolitik, erklärte die 42jährige und zeigte sich einig mit Strache.

Solidarität bewies Le Pen dann auch, als ein ORF-Journalist die österreichische Diskussion um Ehrenbürgerschaften Adolf Hitlers ins Spiel brachte: „Mehrere FPÖ-Politiker wollen nicht an Abstimmungen zur Aufhebung der Ehrenbürgerschaft teilnehmen. Hätten im Front National, so wie Sie ihn sich vorstellen, solche Politiker Platz?“

Le Pen zeigte sich überrascht – immer „wenn die Argumente ausgehen, dann kommt Hitler ins Spiel“ – und gab das Wort an Strache, der sich „baff erstaunt“ darüber zeigte, daß ein ORF-Reporter im Ausland „Netzbeschmutzung“ betreibe. Fakt sei es, daß in Österreich „zum Glück ein Herr Hitler seit dem Jahr 1945 und 46 in keiner österreichischen Stadt mehr irgendwo Ehrenbürger“ ist.

Der arrangierte Skandal war da und bestätigte die Einschätzung des Ko-Vorsitzenden der EU-Fraktion „Europa der Freiheit und Demokratie (EFD)“, der FPÖ, VB und FN nicht angehören. „Das negative Image der FPÖ in den internationalen Medien blockiert die Bildung einer gemeinsamen Fraktion“, erklärte Franceso Speroni (Lega Nord) und unterstrich: „Politisch stehen wir einander aber sehr sehr nahe.“ Dies sieht auch EU-Politiker Mölzer so und zog gegenüber der JF ein positives Resümee. Die „traditionell guten“ Beziehungen zum FN seien „intensiviert“ worden und auch die „fruchtbaren“ Gespräche mit Vlaams Belang und Lega Nord würden  ohne Zweifel zu einer Stärkung der „patriotischen Internationale“ führen. 

Foto: Heinz-Christian Strache (FPÖ) und die Chefin des Front National, Marine Le Pen, in Straßburg: Arbeit an der Vernetzung der Eurorechten

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