© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/11 17. Juni 2011

Blick in die Medien
Bewältigung: Jetzt ist die Biene Maja dran
Toni Roidl

Pippi Langstrumpf wurde des Rassismus überführt, weil ihr Vater „Negerkönig“ ist. Die Schlümpfe stehen unter Faschismusverdacht (JF 22/11). Wer gedacht hat, daß damit der Säuberungshunger der „Extremismusforscher“gestillt ist, liegt daneben: Die nächste Angeklagte steht schon vor der Inquisition – es ist die Biene Maja.

Eigentlich sollte die beliebte Biene unbeschwert ihren 100jährigen Geburtstag feiern. Die wenigsten wissen, daß „die kleine, freche, schlaue Maja“ viel älter ist, als die Zeichentrickserie aus den Siebzigern. Das Insekt ist die Hauptfigur des Romans „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“ von 1912. Erdacht hat sie der deutsche Schriftsteller Waldemar Bonsels (1880–1952).

Bonsels war seinerzeit ein beliebter Autor. Seine beiden Maja-Bände wurden in über vierzig Sprachen übersetzt. Der Literat Gottfried Benn nannte Bonsels verächtlich „einen dieser guten deutschen Volksschriftsteller“. Das reichte linken Literaturwissenschaftlern der Uni München als Anfangsverdacht, um Bonsels Werk in die Zange zu nehmen – und siehe da, sie fanden auch gleich „antisemitische Tendenzen“. Von da war es nur ein Steinwurf zum vernichtenden Urteil über die Biene Maja: „Amalgam aus kruden Biologismen, sozialdarwinistischen und rassistischen Denkfiguren und literarisch überhöhten Gewaltfantasien.“ Jetzt hat sich sogar ein Literatursymposium ausschließlich mit „Bonsels’ Wald- und Wiesenidyllen“ und seiner Rolle im NS-Staat beschäftigt.

Die Süddeutsche Zeitung rückte im Gleichschritt mit der Herbizidspritze an und textete: „Unsere braune Biene Maja“! Unverblümt gehässig heißt es: „Nach zwei Tagen Tagung war es am Ende wahrscheinlich gar nicht so tragisch, daß die häßliche Zeichentrickserie die Biene zwar ungemein populär gemacht, das Buch aber völlig zum Verschwinden gebracht hat.“

Wenn man aus Mücken Elefanten machen kann, warum nicht auch Nazis aus Bienen?

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