© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/11 17. Juni 2011

Guido Knopp und die Macht der Bilder in der Kritik
Antiemotionale Affekte
(ob)

Ungeachtet des Erfolgs beim heimischen TV-Publikum und des imponierenden Absatzes seiner Produktionen in vierzig Staaten „weltweit“, gilt Guido Knopp, Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte, unter Historikerkollegen als unseriös. Vor allem seinen unzähligen Visualisierungen der NS-Zeit warfen Kritiker wie Norbert Frei vor, „gefühlte Geschichte“ statt „aufklärerischer Auseinandersetzung“ zu bieten. Wie auch das übrige „Geschichtsfernsehen“ oder cineastische Vergegenwärtigungen des Dritten Reiches trüge Knopp damit zur „Erosion des Verantwortungsbewußtseins für die deutsche Vergangenheit“, zur „Umdeutung des Opferdiskurses“ oder gar zur Wiederbelebung eines „übersteigerten Nationalgefühls“ bei. Dies seien Anklagen, so die Berliner Sozialhistorikerinnen Ute Frevert und Anne Schmidt, die von einer akademisch verengten Sichtweise zeugten, die in der veralteten Dichotomie Emotion versus Ratio steckenbleibe (Geschichte und Gesellschaft, 1-2011). Die „Massen“ mit ihrer „Affinität für das Visuelle“ würden als emotional anfällig denunziert, der Macht der Bilder ausschließlich destruktive, antidemokratische Wirkungen unterstellt. Doch Emotionen könne man auch „anders denken“. Und bei ihren Verdikten gegen populäre Geschichtsvermittlung sollten Historiker eigene „antiemotionale Affekte“ gründlicher reflektieren. www.v-r.de

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