© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/11 24. Juni 2011

Umwelt
Verwirrung bei Autos
Volker Kempf

Kinder lieben klare Aussagen. Die bieten Autoquartette. Da steht drin, welches Auto wie schnell, stark und lang ist. Wie der Verbrauch auf 100 Kilometer ist, käme als Angabe sicher auch gut an. Bald soll es nun wie für Waschmaschinen eine offizielle Ampelkennzeichnung für Neuwagen geben. Dem Bundesrat liegt die Novelle der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung vor. Diese soll am 8. Juli verabschiedet werden. Doch was da verordnet werden soll, sieht nur gut aus. Denn Geländewagen mit CO2-Emissionen von 200 Gramm pro Kilometer sollen eine grüne Kennzeichnung erhalten, ein Kleinstwagen mit weniger als 90 Gramm nur eine gelbe. Wie geht das? Die Verbrauchsangaben werden mit dem Autogewicht verrechnet. Simsalabim. Fertig ist der Zaubertrick. Für Autoquartette ist das allerdings nichts. Wenn Kinder unter einem „halben Auto“, wie sie mitunter den Smart nennen, nur einen gelben Punkt sehen, unter einem großen Jeep aber einen grünen, dann stiftet das Verwirrung.

Die Verwirrung wird noch größer, wenn die Kinderfrage auftaucht, wie weniger Auto die Umwelt mehr belasten soll, wo doch für weniger Auto weniger produziert und auch weniger Kraftstoff für die Fortbewegung nötig sein müßte. Wie soll man das den Kindern erklären? Am besten alle an die Bundesregierung verweisen, die sollen das denen einmal plausibel machen. Nein, hier wird der Umwelt ein Bärendienst erwiesen und der Autobranche eine Gefälligkeit getan. Ob das daran liegt, daß die deutsche Industrie im Kleinwagensektor nur schmale Marktanteile hält? So wird wieder einmal viel bewegt, vor allem in der Bürokratie. Ablehnen, diese Novelle, fordert dann auch die Deutsche Umwelthilfe, und die Kinderschutzhilfe könnte sich wegen drohender geistiger Verwirrung der Kinder, die erst Vertrauen in die Welt finden müssen, gleich mit anschließen.

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