© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/11 24. Juni 2011

Haltungsnote
Roter Widerstand
Christian Schwiesselmann

Wer gute Lobbyarbeit studieren will, der muß seinen Blick nach Magdeburg richten. Dort weigerte sich der Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) standhaft, die Schirmherrschaft für den geplanten Christopher-Street-Day Ende August zu übernehmen. „Ich habe die Schirmherrschaft neunmal abgelehnt und werde es wieder tun“, zitierte die Volksstimme den promovierten Chemiker gleich im Titel – wohl wissend, daß so viel Beharrungsvermögen gegenüber einer lautstarken „Minderheit“ mindestens einen lokalen Aufschrei provoziert. Die Homolobby schäumte vor Wut, zumal das 55jährige Stadtoberhaupt den homosexuellen Veranstaltern mitteilen ließ, daß er zum Zeitpunkt der Veranstaltung im Urlaub weile.

Der Bürgermeister sei ein „Basta-Politiker“ und ein „hartnäckig-peinliches Fossil“, geiferte Micha Schulze im schwul-lesbische Onlinemagazin queer.de. Mit seiner Weigerung setze Trümper „ein fatales Signal an diejenigen, die uns weiterhin Rechte verweigern oder uns sogar zusammenschlagen wollen“. Seinen Unmut dokumentierte das Schwulen-Magazin, indem es dem OB nicht nur den Satirepreis „Homo-Gurke“ zusprach, sondern auch seine zahlreichen Schirmherrschaften für Kleingartenvereine und heimische Unternehmen vorrechnete.

Unterdessen hatten die Magdeburger Schwulen politische Nachwuchsorganisationen von CDU und SPD gegen Trümper mobilisiert. Die Kreisvorsitzende der Jungen Union Magdeburg, Freya Gergs, sekundierte den Jusos: „Oberbürgermeister Trümper macht unsere schöne Stadt mit seinem Verhalten zum Gespött der ganzen Republik.“ Dabei forderte der Stadtchef nur ein, was Schwule schon immer wollten, nämlich Respekt und Toleranz: „Ich respektiere die Aktion, aber ich bitte mir auch Respekt dafür aus, daß ich die Schirmherrschaft ablehne.“

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