© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/11 01. Juli 2011

Grüße aus Wien
Prekäre Schulnoten
Carl Gustav Ströhm jr.

Wiener Neustadt, eine Vorstadt in der Nähe von Wien, galt immer schon als ruhiges Städtchen und als beliebtes Einkaufsziel. Doch in letzter Zeit rumort es, und dies bekommen vor allem die Lehrer und Schüler dieser Wiener Vorstadt zu spüren. Dem Vizebürgermeister der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP), Christian Stocker, bleibt keine andere Wahl mehr. Er will in Zukunft an allen Schulen in Wiener Neustadt ein mobiles Funkalarmsystem einführen. Künftig soll dann jeder Lehrer im Fall der Fälle eine Sirene auslösen und Helfer herbeirufen können.

Die Lage ist prekär. Lehrer und Direktoren von zwanzig örtlichen Schulen sind beunruhigt. Pöbelnde Eltern und Gewalt unter Jugendlichen sind an der Tagesordnung. Ausschlaggebend für die Initiative seien dann letztendlich Prügelandrohungen eines schulfremden Jugendlichen innerhalb des Schulgeländes gewesen, erklärt Stocker.

Daß dies kein Einzelfall mehr ist, zeigen vor allem die nur ein paar Kilometer entfernten Wiener Schulen. So haben vor allem Schulen, die sich in Bezirken mit einem überwiegend hohen Ausländeranteil befinden, einen besonders schlechten Ruf. Die Rede ist hier nicht nur von Gewaltdelikten, sondern auch vom Umgang der Schüler mit ihren Lehrern. Der Deutschunterricht findet sozusagen nur sporadisch statt und immer wieder bilden sich Gruppen zwischen Schülern verschiedener Herkunftsländer. Der Streit ist daher vorprogrammiert. Trotzdem wollen die Wiener Sozialdemokraten (SPÖ) nun Türkisch als Hauptfach in Wiener Schulen einführen.

Zudem wird das marodierte Bildungssystem um eine weitere Neuheit bereichert. So sollen ab nächstem Jahr Schüler mit schlechten Noten nicht mehr die Klasse wiederholen müssen. Im Gegenteil werden diese auch mit maximal drei Fünfernoten automatisch versetzt und es wird ihnen die Möglichkeit geboten, die negativ absolvierten Fächer zu wiederholen.

 „Sitzenbleiben ist volkswirtschaftlicher und bildungspolitischer Unsinn“, erklärt dann auch der Wiener Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) in einem Standard.at-Interview und verweist auf seine eigene schulische Vergangenheit: „Man ist in einem Gegenstand mäßig begabt oder faul oder was auch immer und muß trotzdem zehn andere Gegenstände parallel dazu wiederholen.“

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