© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/11 01. Juli 2011

Umwelt
Feldzug für Zerstörung
Volker Kempf

Des Menschen nächster Verwandter ist der Menschenaffe. Günter Zehm gibt in „Mutter Erde, Vater Gott“ aber zu bedenken, es könnte auch die Heuschrecke sein, betrachtet man das menschliche Verhalten auf Erden, seinen Kahlfraß, wo immer er sich und seinen „Hunger auf Hunger“ (Thomas Hobbes) vermehrt. Allerdings macht der Mensch sich und anderen gerne etwas vor – Kahlfraß soll nicht mehr so heißen, Regenwaldzerstörung ist „Bio“, wenn danach Ölpalmen fürs E10-Benzin wachsen. Es hilft nichts: Die Schreckensbilanz dieses Kahlfraßes wird täglich länger. Nun sollen sogar in Kamerun 60.000 Hektar eines der artenreichsten Regenwälder der Erde in eine Palmölplantage verwandelt werden. Ein Viertel aller afrikanischen Affenarten leben dort. 45.000 Menschen müssen ihre angestammte Heimat verlassen und umgesiedelt werden.

Der Investor ist die Energiefirma Sithe Global, deren Chef Bruce Wrobel auf den Werbefeldzug verfiel, eine Organisation „All for Africa“ zu gründen und unter diesem Namen Spendengelder für die Anpflanzung einer Million Bäume einzusammeln. Diese sollen einen „nachhaltigen Mehrwert für ganz Afrika“ erzeugen. Daß die Bäume Ölpalmen sind und für ihre Anpflanzung Regenwald weichen muß, erfährt der geneigte Spender nicht. Eine perfide Idee, ein schmutziges Geschäft, sich auch noch durch Spendengelder finanzieren zu lassen. Das meint Naturfreunde-Geschäftsführerin Katja Wiese, sie setzt auf Aufklärung. Nicht nur Kahlfraß ist menschlich, sondern auch einen Etikettenschwindel aufzudecken. Dazu bedarf es „idealistischer Überläufer“. Diese werden gerne mit Prozessen überzogen oder leben wie in Brasilien oder China lebensgefährlich. Die Wahrheit hatte noch nie viele Freunde, sie auszusprechen aber immer ihren eigenen Reiz. Denn das ist eine Frage des Anspruches an sich als Mensch.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen