© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/11 08. Juli 2011

Umwelt
Zweimal Helgoland
Volker König

In der Silvesternacht des Jahres 1720 trennte eine gewaltige Sturmflut den Roten Felsen von Helgoland von der vorgelagerten Düneninsel. Ginge es nach dem Hamburger Unternehmer Arne Weber, sollte diese zwischen den Inseln klaffende Meerenge mit zehn Millionen Kubikmetern Sand aufgefüllt werden: Neues Land für Investoren und Touristen. Der Unternehmer, der auch die Katamaran-Verbindung zum Festland initiierte, träumte von einem neuen Image der Insel: weg vom „Fuselfelsen“, hin zu Wellness auf hoher See. Zur Frage der „Wiedervereinigung“ Helgolands waren die Insulaner am vorigen Sonntag zum Bürgerentscheid aufgerufen. Er entzweite die Bevölkerung und sorgte – was für den Roten Felsen ungewöhnlich ist – für einen regelrechten Wahlkampf. Während der parteilose Bürgermeister Jörg Singer, CDU und SPD sowie die Interessengemeinschaft Helgoländer Moats hinter dem Erweiterungsprojekt standen, wandte sich der Südschleswigsche Wählerverband (SSW), der sich auch als Sprachrohr der Nordfriesen sieht, gegen die Pläne des Hamburger Unternehmers.

Er artikulierte damit das Unbehagen vieler Inselbewohner, denen es vor neuen Bettenburgen und dem Ende des für etliche Fischer lukrativen Ausbootens und Fährdienstes zur Düne-Insel grauste. Hinzu kamen die Bedenken von Naturschützern, die durch die Landverbindung Streß für die auf der Düne befindlichen Kolonien von Robben und Seehunden fürchten. Der Bürgerentscheid brachte mit 82 Prozent Wahlbeteiligung viele der rund 1.350 Helgoländer an die Wahlurne. Mit 54,7 Prozent entschieden sich die Insulaner gegen eine künstliche „Wiedervereinigung“ von Haupt- und Düneninsel. „Ich mache erst einmal gar nichts mehr“, kommentierte resigniert Arne Weber den Ausgang des Bürgerentscheids. Und die Kegelrobben können auf der Düne weiterhin eine ruhige Kugel schieben.

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