© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/11 15. Juli 2011

Ernst Prost wirbt für „Made in Germany“ und hat damit erstaunlichen Erfolg.
Der Patriarch
Marco Meng

Ernst Prost hat es geschafft. In kürzester Zeit hat er seinem Ulmer Unternehmen Liqui Moly zu enormer Bekanntheit verholfen: Im Werbefernsehen, womit er seit 2010 über unsere Grenzen hinaus Aufmerksamkeit erregt, bittet er die Zuschauer „herzlich“, doch seine Motorenöle zu kaufen, denn die seien schließlich „made in Germany“.

Die Unternehmensphilosophie des leidenschaftlichen Motorradfahrers paßt so gar nicht zur Mentalität üblicher Manager. Denn Prost fühlt sich seiner Belegschaft wie auch seinem schwäbischen Heimatstandort verbunden. Geboren wurde er allerdings im bayerischen Altötting, 1957 als Sohn eines Maurers und einer Fabrikarbeiterin. Vom Kfz-Mechaniker arbeitete er sich hoch und wurde 1990 Vertriebschef und Marketingleiter bei Liqui Moly. Heute gehört ihm die Firma und die Umsätze steigen steil: Liqui Moly ist mit über 500 Mitarbeitern in mehr als neunzig Ländern vertreten.

Statt mit neoliberalen Methoden führt Prost mit Werten wie Respekt, Anstand, Fleiß und Demut gegenüber Mensch und Natur. „Die sind verlorengegangen“, moniert er, „stattdessen haben wir maßlose Gier entwickelt, die Solidarität in der Gesellschaft aufgekündigt.“ Er ist übrigens der einzige Unternehmer, der wegen dessen Umweltkatastrophen die Zusammenarbeit mit Öl-Multi BP beendet hat.

Die von Thilo Sarrazin angestoßene Debatte um Islam und Integration fand der Unternehmer hingegen schädlich für den Ruf Deutschlands im Ausland. Man könnte einwenden, er möchte ein notwendiges Thema nicht diskutiert sehen, weil Zulieferer seiner Firma aus dem arabischen Raum kommen und Liqui Moly fast die Hälfte des Umsatzes im Ausland macht.

Inzwischen besitzt Prost ein Schloß, das er baufällig gekauft und für zwei Millionen Euro renoviert hat. Bevor er allerdings jemanden entlassen muß, will er es lieber verkaufen – so hat er zumindest angekündigt. Prost weiß, wem er seinen Reichtum auch zu verdanken hat: „Die Leute von Liqui Moly haben mich nicht nur wohlhabend, sondern reich gemacht. Da ist es recht und billig, ihnen in schlechteren Zeiten Geld zurückzugeben. Das ist Unternehmertum.“

„Wir wollen mehr zahlen!“ bekannten über fünfzig Spitzenverdiener letzten Sommer in einer großen deutschen Illustrierten – einer von ihnen war Ernst Prost, der sich empört darüber zeigt, daß seinen Arbeitern nach Abzug der Steuern von der Lohn­erhöhung weniger als die Hälfte bleibt: „Das ist eine Sauerei – nehmt es von den Reichen, da gehöre ich selber dazu, deshalb bin ich hier glaubwürdig“, begründet er sein Engagement. Seine Stiftung hilft zudem unverschuldet in Not geratenen Menschen und will jungen Menschen Bildung und Ausbildung ermöglichen. Als Kind einer Vertriebenenfamilie aus der Batschka wuchs Prost in ärmlichen Verhältnissen auf: „Den Geschmack der Not kenne ich aus eigener Erfahrung.“

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