© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/11 15. Juli 2011

Wendungen im Fall Gorch Fock / Wrack der „SMS Wiesbaden“ entdeckt
Kieloben am Grund
(bä)

Vor aufgeregten Bild-Journalisten den Macher mimend, ordnete Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am 22. Januar an, „das Segelschulschiff Gorch Fock aus der Fahrbereitschaft zu nehmen“. Selbst die Zukunft „als Ausbildungsschiff und Botschafterin Deutschlands auf den Weltmeeren“ stellte der Minister nach zugetragenen Gerüchten über Mißstände an Bord der Dreimastbark zur Disposition – nur wenige Stunden nachdem er im Bundestag noch staatsmännisch eine vorurteilsfreie Untersuchung des Todesfalls der verunglückten Kadettin angemahnt hatte. Nachdem der Verteidigungsausschuß des Bundestages am 5. Juli diesen Schnellschuß revidiert hat, wird fast gleichzeitig die Entdeckung des Kleinen Kreuzers „SMS Wiesbaden“ publik, auf dem Namensgeber Johann Kinau, bekannter unter dem Pseudonym Gorch Fock, im Ersten Weltkrieg fiel. Wie der Kieler Expeditionsleiter Frank Olbert schildert, liegt das Wrack der „SMS Wiesbaden“ kieloben in 52 Metern Tiefe, wo Taucher eine Gedenkplakette der Stadt Wiesbaden in Erinnerung an das 1915 auf der Stettiner Vulcan-Werft gebaute kaiserliche Marineschiff und jene 600 Mann niederlegten, die am 1. Juni 1916 in der Skagerrakschlacht mit der britischen Grant Fleet den Tod fanden. Der 36jährige Schriftsteller Johann Kinau kam erst zwei Monate zuvor auf eigenen Wunsch vom Heer zur Marine. Seine Leiche wurde im August 1916 nördlich des schwedischen Göteborg angetrieben und dort bestattet. (bä)

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