© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/11 22. Juli 2011

Abhöraffäre
Der Fall Murdochs
Ronald Gläser

Das Medienimperium von Rupert Murdoch wackelt. Mit dem Pressezaren gerät Premierminister David Cameron ins Wanken, der bis vor kurzem ebenso eng mit Murdoch verbandelt war wie einst Tony Blair. Es gibt keinen Zweifel: Murdoch war ein fester Teil des britischen Establishments. Doch jetzt sehen seine zahlreichen Gegner eine Chance, ihn auszusortieren. Sein Medienkonzern soll zerschlagen werden – mit dem Argument, daß seine Reporter unsaubere Methoden angewandt haben. Bei dieser Abhöraffäre geht es den Murdoch-Gegnern vor allem darum, einen mächtigen Konkurrenten auszuschalten, der obendrein als konservativ gilt. In Wirklichkeit ist Murdoch eher ein gewiefter Kaufmann, der es versteht, mit konservativen Themen Geld zu verdienen. Ein Opportunist im besten Sinne des Wortes. Heute Blair-Freund, morgen Cameron-Verbündeter.

Trotzdem: Die Kampagne gegen ihn muß einem weh tun. Denn die wirklichen Opfer der Abhöraffäre werden die Pressevielfalt und -freiheit sein. News of the World ist schon Geschichte. Weitere Murdoch-Zeitungen könnten folgen. Mit der Folge, daß die von der linksliberalen BBC geprägte öffentlich-rechtliche Monokultur sich weiter ausbreitet. Und die Pressefreiheit kommt unter die Räder, weil der ganze Prozeß auch der Einschüchterung von Journalisten und Verlegern dient. Das hat spätestens das Tribunal am Dienstag gezeigt.

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