© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/11 22. Juli 2011

Nach den Mißbrauchsskandalen: Neujustierung der katholischen Sexuallehre
Unkonventionelles statt Ehe
(kn)

Die Mißbrauchsskandale in der katholischen Kirche haben auch ihr Gutes. Seitdem, so sieht es Stefan Orth in der Herder Korrespondenz (6-2011), werde wieder offener über die katholische Sexuallehre diskutiert. Im Rückblick auf eine „großangelegte“ Tagung im Bistum Münster nimmt Orth hoffnungsvolle Ansätze zur Neuorientierung zunächst unter Moraltheologen wahr. Sie hätten erkannt, daß es keinen Anlaß gebe, eine „verkrampfte“, „leibfeindliche“ christliche Sexuallehre gegen den modernen Hedonismus auszuspielen. Denn allem Kulturpessimismus zum Trotz sei weder eine Zunahme von Teenagerschwangerschaften noch enthemmte „Pornosucht“ oder eine Geringschätzung von Treue in der jüngeren Generation zu registrieren. Auch in „unkonventionellen Beziehungsbiographien“ finde sich traditionelle „ethische Sensibilität“. Die alte katholische Sexualmoral sei daher auf „spektakuläre Weise nicht mehr handlungsrelevant“. Um wieder Einfluß auszuüben, sollte sie sich von ihrer Fixierung auf die Ehe als einzigen legitimen Ort der Sexualität lösen und sich zur „Beziehungsethik“ wandeln. Orth erwartet dabei kräftige Impulse von der angekündigten Streitschrift des Brixener Moraltheologen Martin Litner, die unter dem fanfarischen Titel „Den Eros entgiften“ ein „Plädoyer für eine zukunftsfähige Sexualmoral und Beziehungsethik“ verspricht. www.herder-korrespondenz.de

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