© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/11 22. Juli 2011

Haltungsnote
Riemenhelden
Christian Schwiesselmann

Neun Mann in einem Boot. Acht blicken zurück, einer blickt nach vorn. Trotzdem geht es voran. Kann es ein sinnträchtigeres Symbol für das Erfolgsmodell Deutschland geben als das deutsche Ruder-Flaggschiff, den Deutschland-Achter? Hier, wo es auf Mannschaftsgeist, pure Muskelkraft und ungebrochenen Siegeswillen ankommt, scheint die Sportwelt noch in Ordnung.

Der Deutschland-Achter ist nach seinem jüngsten Erfolg bei der Rotsee-Regatta in Luzern nun zum 27. Mal in Folge auf dem Wasser unbesiegt. Als er trotz Gegenwind, Blitz und Donnerschlag immer noch eine dreiviertel Länge vor den Niederlanden, Großbritannien und den USA die Ziellinie passierte, jubelte Bundestrainer Ralf Holtmeyer: „Ein Jahr vor Olympia war dies ein besonders wichtiger Sieg. Die Mannschaft wird immer stabiler.“

Schlagmann Kristof Wilke sekundierte mit einer gesunden Portion Nationalbewußtsein: „Wir haben den anderen Nationen gezeigt, daß wir die Nummer eins sind.“ Daß Deutschlands Ruder-Achter bei den nahen Weltmeisterschaften im slowenischen Bled Ende August als heißer Titelfavorit gehandelt wird, ist keine Selbstverständlichkeit.

Bevor Holtmeyer 2009 zum zweiten Male Trainer wurde, hatte es eine längere Flaute gegeben. Der 1956 geborene Diplom-Sportlehrer brachte die „Königsklasse des Rudersports“ schnell wieder auf Vordermann. Schon 1988 hat er als junger Bundestrainer für Medaillenglanz gesorgt und den Herren- und Damenachter bei den Olympischen Spielen in Seoul gleichzeitig aufs Siegertreppchen geführt. 2001 zog er sich für Jahre zurück. Ohne Holtmeyers Perfektionismus wäre die Gesamtbilanz der Rudernationalmannschaft imperfekt: drei Olympiasiege, zehn Welt- und sechs Europameistertitel. www.deutschlandachter.de

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