© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/11 29. Juli / 05. August 2011

Meldungen

Strahlenbelastung weitab von Fukushima gemessen

TOKIO. Vier Monate nach der Reaktorkatastrophe von Fuku-shima leben die Japaner weiterhin mit der Angst vor Verstrahlung. Den offiziellen Beschwichtigungen wird laut Berichten des Magazins Science immer weniger getraut. Bürgerinitiativen haben, beraten von Wissenschaftlern, „alternative“ Strahlenmessungen durchgeführt und ins Internet gestellt. Sie verzeichnen erhöhte Radioaktivität in einem Gebiet, das sich 200 Kilometer südwestwärts von Fukushima bis nach Tokio erstreckt. Die Messungen ergaben hier eine Belastung von 3,5 Millisievert pro Jahr – das Dreieinhalbfache des deutschen Grenzwertes und der Unbedenklichkeitsgrenze für ungeborene Kinder. Wissenschaftler der Universität Tokio mahnen an, endlich eine ehrliche öffentliche Diskussion über Strahlenbelastung zu führen. Ein erster Erfolg des Aufrufs ist die Ankündigung der Tokioter Stadtverwaltung, hundert Meßstationen in der Hauptstadt zu installieren. In der Präfektur Fukushima wurde der Strahlengrenzwert für Schulkinder behördlich sogar auf 20 Millisievert erhöht – die Maximaldosis für AKW-Mitarbeiter. (ck) japannukecrisis.wordpress.com

 

Falsche Meßwerte: Kritik an Automobilindustrie

berlin. Oft ärgern sich Autokäufer über unrealistische Herstellerangaben zum Spritverbrauch. Autotester ermittelten Mehrverbräuche von zwei Litern pro 100 Kilometer. Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat den EU-genormten Prüfzyklus (NEFZ) scharf kritisiert. Er erlaube zuviel Spielraum, um die Werte zu schönen und Verbraucher zu täuschen. Im Autobahnzyklus wurden Stickoxidemissionen (NOx) ermittelt, die 30fach über dem Prüfwert lagen. Dies sei nicht hinnehmbar, erklärte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Die Bundesregierung müsse Messungen „unter realistischen und nachvollziehbaren Bedingungen“ veranlassen. Nur dann werde die Abgasreinigung so ausgestaltet sein, „daß sie auch dauerhaft im Betrieb die vorgeschriebenen Werte einhält“. (fis)

 

Kritik an den Agrosprit-Flügen bei der Lufthansa

BERLIN. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat die Testflüge der Lufthansa zwischen Hamburg und Frankfurt kritisiert. „Der Einsatz von Agrosprit im Luftverkehr zur CO2-Minderung ist eine ökologische Mogelpackung“, warnte BUND-Verkehrsexperte Werner Reh. Die mit dem Energiepflanzenanbau einhergehende Zerstörung von Wäldern, der Verlust der Artenvielfalt und die Konkurrenz zu Nahrungsmitteln seien unverantwortbar, „und die Bundesregierung stellt dafür auch noch Steuergelder bereit“, so Reh. Die Lufthansa beteuert, das Biokerosin erfülle die „Nachhaltigkeitskriterien“ der EU. (fis)

 

Erkenntnis

„Dadurch, daß ein Volk nicht mehr die Kraft oder den Willen hat, sich in der Sphäre des Politischen zu halten, verschwindet das Politische nicht aus der Welt. Es verschwindet nur ein schwaches Volk.“

Carl Schmitt (1888–1985), im „Begriff des Politischen“ (1927)

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