© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/11 / 12. August 2011

Öffentlich-rechtlicher Tendenzjournalismus
Breivik-Amoklauf: Wie die Tagesthemen der JF in rufschädigender Weise Zitate fremder Internetseiten unterschieben
Dieter Stein

Soll man auf boshafte und verleumderische Berichte in anderen Medien überhaupt noch reagieren, und wenn ja, wie? Diese Frage stellt sich für die JUNGE FREIHEIT immer wieder. Tendenziöse Beiträge, die nicht nur uns, sondern auch die Freunde, Förderer und letztlich die Leser der JF in den Schmutz ziehen, sind leider keine Seltenheit.

Und dennoch bildet die Tagesthemen-Sendung vom 25. Juli einen neuerlichen traurigen Höhepunkt – schließlich handelt es sich bei den Spätnachrichten der ARD um eine Sendung, die – im öffentlich-rechtlichen Gewand daherkommend – hohe Seriosität und Glaubwürdigkeit genießt.

Was war geschehen? In dem Beitrag „Vom Gedankengut zur Tat: Über den Umgang mit dem Attentat von Oslo“ berichteten die Tagesthemen, die Anschläge aus Norwegen seien „auf den Seiten deutscher Rechtspopulisten“ gut weggekommen. Dabei wurde auch die Internetseite der JUNGEN FREIHEIT eingeblendet. Gleichzeitig wurden Kommentare vorgelesen, die Verständnis für die abscheuliche Tat äußerten. Für den unbedarften Zuschauer entstand so der Eindruck, diese seien auf unserer Internetseite erschienen oder von uns veröffentlicht worden. Das ist jedoch nicht der Fall!

Ein Zitat („Wenn die Jusos in Norwegen so sind wie die Jusos in Deutschland, was soll man sich über die Tat noch wundern“) ist ungeklärter Herkunft. Google findet es nirgendwo. Ein anderes Zitat  („Der Attentäter wirkt alles andere als gestört. Er ist intelligent.“) ist von der Internetseite pi-news.net. Nur eines der drei Zitate stammt von unserer Seite. Es lautete: „In einem Bürgerkrieg bedeutet Kampf: Anschläge, Exekutionen, Sabotage sowie jede denkbare Form von Einschüchterung.“ Es wurde aus dem Zusammenhang gerissen – der Kommentator hatte klargemacht, daß so etwas nicht gutzuheißen sei. Doch diesen Teil seiner Ausführung hat die ARD nicht zitiert. Er paßte nicht ins Konzept.

Hier wurde gezielt ein Zusammenhang konstruiert, der so nicht besteht – mit dem Ziel, die JF in Verbindung mit dem Massaker von Utøya und dem Attentat von Oslo zu bringen.Täglich erreichen uns seitdem Zuschriften empörter Leser, die uns auffordern, gegen den Beitrag der Tagesthemen vorzugehen. Das haben wir getan. Schon am Tag nach der Sendung haben wir den Chefredakteur der Tagesthemen, Kai Gniffke, aufgefordert, diese wahrheitswidrige und rufschädigende Darstellung zu korrigieren.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat davor gewarnt, das schreckliche Geschehen von Norwegen (für politische Forderungen) zu mißbrauchen. Diese Warnung sollten sich auch die Redakteure der Tagesthemen zu Herzen nehmen.

Fast eine Woche mußte die JF warten, bis die ARD auf den Beschwerdebrief geantwortet hat. In einer kurzen E-Mail teilt der zuständige NDR-Redakteur, Gábor Halász, mit: „Wir sehen keine Notwendigkeit, uns zu korrigieren.“

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