© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/11 / 02. September 2011

Nicht den erhofften Sieg aufs Spiel setzen
Österreich: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache fordert mehr Disziplin von Parteifreunden / Parteischädigende Aktionen unterlassen
Curd-Torsten Weick

Stolz verwies FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf dem Bundesparteitag der Freiheitlichen in Graz auf die Umfragewerte. Diese lägen zwischen 27 und 29 Prozent. Manche „kratzen“ zum Teil schon an der 30-Pozent-Marke und einige Umfragen sähen die FPÖ bereits als „stärkste und bestimmende“ Kraft.

Doch was am 18. Juni so siegessicher wirkte, scheint Wochen später verpufft. Statt weiter in die Offensive zu gehen, sieht sich Strache in der Defensive.

Ob die Terroranschläge von Norwegen (22. Juli), die vom politischen Gegner schnell in Verbindung mit der einwanderungskritischen FPÖ („Stichwortgeber“) gebracht wurden oder der Parteiausschluß des Tiroler Nationalratsabgeordneten Werner „Königstiger“ Königshofer (Strache: „parteischädigendes Verhalten“; „unakzeptable Freundeskreise“), der die Norwegen-Attentate unter anderem mit den Folgen der Abtreibung verknüpft hatte (28. Juli). Ob die erst-instanzliche Verurteilung („Vorteilsnahme“) des Chefs der Freiheitlichen in Kärnten, Uwe Scheuch, am 2. August oder der Affront des FPÖ-Granden Norbert Steger, der am 9. August entgegen der Parteilinie für den ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz gestimmt hatte – all das stellte die Freiheitlichen in ein negatives Licht. Aktuellen Umfragen zufolge liegt die FPÖ bei 25 Prozent.

In einem Brandbrief hat Strache daher nun an „Gesinnungsfreunde“ und Funktionäre appelliert, „größere Verantwortung und Disziplin“ an den Tag zu legen. Nur so könne man den gezielten „Medienkampagnen“ und „Politjustiz“ Paroli bieten. Ohne auf den Rausschmiß Königshofers – der in den eigenen Reihen zu einigem Unmut geführt hatte – einzugehen, warnte der FPÖ-Chef vor allem davor, durch „unbedachte“ und „parteischädigende“ Aktionen den Gegnern in die Hände zu spielen und so den „demokratischen Umbruch“ in Österreich aufs Spiel zu setzen.

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