© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/11 / 02. September 2011

Spektakulärer Absturz beim Goldpreis
Noch keine Blase
Marco Meng

Die globale Geldmenge wächst und wächst durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken wie auch den Zinseszins-Effekt: mittlerweile ist die vorhandene Geldmenge höher als die Menge aller Dienstleistungen und Güter weltweit. Man braucht also kein Orakel, um zu sehen, daß eine der wenigen sicheren Anlagen Gold ist. In diesem Jahr ist der Goldpreis bereits rund 30 Prozent gestiegen. Das Einknicken vom Allzeithoch von 1.911 Dollar pro Feinunze auf unter 1.750 dürfte vor allem Gewinnmitnahmen geschuldet sein. Zu Wochenbeginn waren es dann wieder über 1.800 Dollar. Langfristig wird der Goldpreis wegen der unsicheren Gesamtlage weiter steigen, zumal eine neue Eskalation der Euro-Schuldenkrise durchaus möglich ist.

Fest steht: Schulden- und Euro/Dollar-Krise werden nicht in drei Monaten und auch nicht in drei Jahren ausgestanden sein. Daß die Inflation längst da ist, stellt jeder beim täglichen Einkauf fest. Der Geldwert sinkt, und das hat auf der anderen Seite auch immer einen steigenden Goldpreis zur Folge. Natürlich sind alle Edelmetalle auch Spekulationsobjekte, Kurseinbrüche wie jüngst beim Silber (JF 20/11) sind normal. Von einer Goldblase zu reden, ist aber Unsinn, sind es doch derzeit gerade mal zwei bis drei Prozent des Geldes, das in Gold angelegt ist. Derzeit haben die Notenbanken weltweit rund elf Prozent ihrer Reserven in Gold.

Die Ankündigung der US-Notenbank, ihre Niedrigzinspolitik fortzuführen, und die Pläne, den Euro mit Verdopplungen der Rettungsschirme zusammenzuhalten, können nur dafür sorgen, daß man in Edelmetallen einen sicheren Hafen sucht. In Euro „für später“ anlegen – wer will das schon tun? Für eine Unze Gold konnte man im alten Rom eine edle Toga kaufen so wie heute einen qualitativ hochwertigen Anzug. Vom Euro wird schon in 20 Jahren keiner mehr reden. Gold wird nicht teuer, sondern das Papiergeld verliert an Wert, wie der relativ stabile Goldpreis in Franken seit einem Jahr offenbart.

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