© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/11 / 02. September 2011

Umwelt
Grüne Sprachlogik
Volker Kempf

Ein Teil der Jugend protestiert gerne gegen Umweltzerstörung, Atomkraft und Klimaerwärmung. Appelle an die Vernunft machen den Aktivisten Luft, ringen den Entscheidungsträgern aber kaum mehr als ein müdes Lächeln ab. Als Kampagnenkoordinator von Greenpeace international setzt der Naturwissenschaftler Kuno Roth daher auf Mitmach-Strategien. Dank reichlich heimischen Holzes und umweltzertifizierten Tropenholzes wurden Aktionen wie „Die urwaldfreundliche Gemeinde“ gestartet. Kommunen, die der Greenpeace-Initiative gegenüber aufgeschlossen waren, fanden sich zahlreich, sie sind nun als „urwaldfreundlich“ anerkannt worden. In der Schweiz werde inzwischen zertifiziertes oder heimisches Holz sogar bevorzugt genutzt, freut sich Roth. Da mag man nicht widersprechen wollen. Im Gegenteil: Von Greenpeace lernen, heißt siegen lernen.

Allerdings muß die mittlerweile 40 Jahre agierende Umweltorganisation noch einiges dazulernen, wenn etwa in ihrer Erfolgsmitteilung von „EinkäuferInnen“ die Rede ist, die angesprochen worden seien. Denn „EinkäuferInnen“ kann man nicht ansprechen, sowenig wie MenschInnen, die es nur in den Köpfen von Umerziehern zum geschlechtslosen Menschen gibt. Völlig inkonsequent wird es dann, wenn einerseits der feminisierten Sprachlogik gefolgt wird, es aber nur Spießer in der männlichen Form geben soll, keine geschlechtsübergreifenden SpießerInnen. Eine negativ besetzte Personengruppe bleibt also in der männlichen Schreibweise. Das folgt der eigenwilligen Logik von Mitmachkampagnen der „RadikalfeministInnen“, denen sich Roth (naiv?) anschließt. Schuster, bleib bei Deinem Leisten und mach nicht überall mit, mag man da zurufen. Wer die Umwelt schützen will, ist gut beraten, auch gegenüber der Vergewaltigung der Sprache sensibel zu sein, um seine Glaubwürdigkeit zu wahren.

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