© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/11 / 02. September 2011

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Krise des Kapitalismus“, JF 35/11

Planwirtschaftliches Geldsystem

In Ihrer aktuellen Kritik unseres Wirtschaftssystems gehen sie davon aus, daß es kapitalistisch sei. Das ist ein Irrtum. Die Herzstücke einer freien Wirtschaft sind das Geld und der Zins. Beides müßte in einer Marktwirtschaft dem Markt unterworfen sein, also durch freie Übereinkunft der Marktteilnehmer entstehen. Unser Wirtschaftssystem basiert auf planwirtschaftlichem, staatsmonopolistisch verwaltetem Zwangsgeld und planwirtschaftlich, zentralistisch festgelegtem Zins – also nicht auf marktwirtschaftlichen, sondern auf planwirtschaftlich sozialistischen Säulen. Diese im Kern ochlokratische und korporatistische Wirtschaftsform Kapitalismus zu nennen, bedeutet den linken Begriffsumdeutern und Wertezerstörern auf den Leim zu gehen.

Jürgen Fuchsberger, Amstetten

 

 

Zu: „Domestizierung verweigert“ von Mat­thias Bäkermann, JF 35/11

Schlimmer ist die „Junge Welt“

Weit schlimmer als die „peinliche Lobhudelei“ der Linken-Parteiführung zum 85. Geburtstag des „lieben Genossen Fidel Castro“ ist für mich die parteinahe Zeitung Junge Welt, die anläßlich des Jahrestages des Mauerbaus in Berlin „für 28 Jahre Hohenschönhausen (Stasi-Gefängnis) ohne Hubertus Knabe (Gedenkstätten-Direktor)“ auf Seite 1 der Ausgabe vom 13. August 2011 der verflossenen DDR „einfach mal Danke“ sagte.

Was würde geschehen, wenn eine Partei oder Zeitung in Deutschland zum Jahrestag der Machtergreifung Hitlers einfach mal ein „Danke für 12 Jahre Dachau ohne Opfergedenkstätten“ veröffentlichen würde?

Dr. Reinhard Gnauck, Mainz

 

 

Zu: „Frischgedruckte Dollars für den Schuldendienst“ von Patrick J. Buchanan, JF 35/11

Statt „heißer Luft“ Öl und Erdgas

Wichtig nach der US-amerikanischen Einigung ist, daß wir nicht schon wieder wie bei der Lehman-Pleite über den Tisch gezogen werden. Der ehemalige Investmentbanker und damalige Finanzminister Paulson hatte sich zuvor bei seinen früheren Kollegen an der Wall-Street versichert. Die großen Banken hatten die Lehman-Pleite kommen sehen und sich dagegen geschützt. Fazit: Der Rest der Welt hatte das Nachsehen, darunter 40.000 deutsche Privatanleger und viele andere Institutionen.

Wir sollten aus der Geschichte lernen: Der alte Kaiser Wilhelm I. sprach auf seinem Sterbebett zu Bismarck, diesen plötzlich mit „Du“ anredend: „Mit dem russischen Kaiser mußt Du immer Fühlung halten, da ist kein Streit nötig.“ Deutschland heute ist ein rohstoffarmes Land. Wir brauchen Rußland für Erdgas und Erdöl – doch keine „heiße Luft“ aus Griechenland.

Albert Uphoff, Emsdetten

 

 

Zu: „Die Wurzeln unseres Islamismus“ von Wolfgang Kaufmann, JF 35/11

Es war nicht Hitlers Geheimwaffe

Die in der Rezension gemachten Ausführungen zu den islamisch geprägten Verbänden in Wehrmacht und Waffen-SS sind teilweise unscharf und falsch. Folgend nur die wichtigsten Punkte:

Am Anfang der Einbeziehung islamischer Freiwilliger aus dem Kaukasus und Turkestan stand der Sonderverband Bergmann unter Hauptmann Prof. Dr. Oberländer. Als nächster Heeresverband wurde aus den sogenannten Ostlegionen die 162. Infanterie-Division (Turk-Division) unter Prof. Dr. Ritter von Niedermayer gebildet, die fünf Legionen umfaßte: die Georgische, die Nordkaukasische, die Armenische, die Aserbaidschanische und die Turkestanische.

Die Waffen-SS ging erst sehr viel später an die Aufstellung von Großverbänden mit islamischen Soldaten. Zunächst entstand die – hier über dem Beitrag abgebildete – bosnische Division, die 1944 den Namen „Handschar“ erhielt. Nur hatte diese nichts mit dem zu tun, was der Autor beschreibt als „wilde Entschlossenheit Hitlers und seines Ostministers Alfred Rosenberg (...), den Islam als Geheimwaffe gegen die Sowjetunion einzusetzen“. Sie war ausschließlich für den Balkaneinsatz bestimmt.

Die genannte „Muselmanische SS-Division Neu-Turkestan“ hat es außer auf dem Papier nie gegeben. Im Mai 1944 hatte Himmler zwar den Befehl zur Aufstellung einer Waffen-SS-Turk-Division gegeben, für die lediglich der Name „Neu-Turkestan“ (!) vorgesehen war. Tatsächlich gelang es nur, ersatzweise einen aus vier Regimentern bestehenden „Osttürkischen Waffenverband“ aufzustellen. Kommandeur war der deutsche Oberst Harun el-Raschid Bey, der im Ersten Weltkrieg in türkischen Diensten zum Islam übergetreten war. Anekdotenhalber: In den sechziger Jahren diente sein gleichnamiger Sohn als Hauptmann im Bundesgrenzschutz, was bei telefonischen Meldungen zu mancherlei Verwirrungen führte.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Wir werden bezahlen“, JF 34/11

Die Diebe rufen: „Haltet den Dieb“

Euro-Krise und kein Ende. Die propagierten Rettungsmaßnahmen bewirken genau das Gegenteil und zerstören den Euro. Die Banken, Versicherungen und Fonds, die die Anleihen erworben haben und jetzt gestützt werden wollen, müßten ihren Leichtsinn – den Glauben an über ihre Verhältnisse wirtschaftende Staaten – selbst büßen. Aber statt dessen rufen die Diebe: „Haltet den Dieb“. Kein Wunder: Das Gros der Euro-Politiker, selbst auf Staatsanleihen bauend, entsagen der Bürde und Würde von Selbständigkeit.

Hans Meister, Düsseldorf

 

 

Zu: „Mit dem Latein am Ende“ von Dieter Stein, JF 34/11

Geld muß Realwirtschaft dienen

Ja, wir haben es mit einer Krise der kapitalistischen Marktwirtschaft zu tun! Oder spürt der Kolumnist nicht die Ungerechtigkeit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, in der zum Beispiel vierzig Prozent der spanischen Jugend ohne Arbeit ist? Wir brauchen eine Gemeinwohl-Ökonomie, kooperatives Wirtschaften, der Realwirtschaft dienendes Geld. Die Finanzmärkte sind zum Monopoly-Spiel verkommen. Artikel, die in die Zukunft weisen, vermisse ich schmerzlich in der JUNGEN FREIHEIT. Die Zukunft nach dem Chaos muß jetzt herbeigedacht werden. Wer noch Wirklichkeitssinn hat, sieht bereits die Zeichen an der Wand!

Norbert Schenkel, Lauda-Königshofen

 

 

Zu: „Die Welt steht kopf“, Interview mit Melanie Phillips, JF 34/11

Die Antike, nicht das Christentum

Es trifft einfach nicht zu, daß wir Christentum und hebräischer Bibel „unser Konzept von Vernunft, Fortschritt und einer geordneten Welt verdanken“. Die Grundlagen abendländischen Denkens sind vor allem die griechisch-römische Antike mit ihrem Staats- und Rechtssystem und ihrer Philosophie, hier vor allem der Stoizismus (Cicero, Seneca, Epiktet und Mark Aurel). Vieles davon findet sich bei den sogenannten Kirchenvätern, die ja alle eine klassische Bildung durchliefen. Dann ist die Renaissance zu nennen, die Wiedergeburt der Antike und in ihrem Fahrwasser die Aufklärung mit Namen wie Descartes, Hobbes, Hume, Locke, Kant, Leibniz, Montaigne, Pascal, Spinoza, Voltaire. Das sind die Grundlagen, und nicht die Wundersagen aus dem Orient.

Carl Günter Koch, Mainz

 

 

Zu: „Deutschland wird ausgebeutet“ von Thorsten Hinz, JF 34/11

Nur der Anfang der Katastrophe

Was haben die Euro-Länder davon, wenn Deutschland ausblutet? Ein Aufgehen Deutschlands in Europa endet über kurz oder lang in einer Katastrophe. Die Euro-Krise ist nur der Anfang vom Ende.

Jürgen Vogt, Weyhe

 

Keinerlei Lösungsvorschläge

Gratulation zu diesem Beitrag, vor allem dafür, daß Thorsten Hinz an die Rede von Merkel 2009 anläßlich der Jubiläumsfeier zum Ende des Ersten Weltkrieges in Paris erinnert, wo die Kanzlerin das Versailler Diktat rechtfertigte. Die Leitartikel derselben JF-Ausgabe zeigen indes keinerlei Lösungsvorschläge für Deutschland auf. Wenn man „Der Freiheit eine Gasse“ schlagen will, darf man sich auch nicht scheuen, wirksame Maßnahmen vorzuschlagen, als da sein können: Ausländer erhalten keinerlei soziale Leistungen. Den deutschen Paß erhalten sie einzig bei guter Integrationsprognose und zunächst nur auf Probe. Angesichts der Krise wären auch die Wettgeschäfte an der Börse zu verbieten. Außerdem müssen die Steuerparadiese ausgetrocknet werden.

Manfred Kuras, Cuxhaven

 

 

Zu: „Politik paradox“ von Birgit Kelle, JF 33/11

Ein Bewußtseinswandel ist nötig

Homosexuelle Paare können bekanntlich keine Kinder zeugen. Allein deshalb verbietet sich die steuerliche Gleichstellung mit Familien von selbst. Man muß darüber hinaus nachdenken, ob auch die Kein-Kind-Ehe – abgesehen von der nachgewiesenen Zeugungsunfähigkeit –, der einkommenssteuerlichen und erbschaftssteuerlichen Vergünstigungen verlustig gehen sollte.

Es muß einen Wandel im Bewußtsein geben: Hin zur Hochachtung der Großfamilie mit mehreren Kindern und der selbstverständlichen Pflege der Alten und Schwachen. Warum nicht das Mutterkreuz wieder einführen zum Zeichen für die Achtung gegenüber denen, die auf manchen Urlaub verzichten und statt dessen Kinder aufziehen? Zumindest eine ausreichende Unterstützung finanzieller Art sei gewährt. Mit einer „Zuchtprämie“ hat das nichts zu tun. Sonst schafft sich Deutschland weiter ab.

Klaus Petri, Lippstadt

 

Abort durch Adoption vermeiden

Daß Deutschland das kinderärmste Land in Europa ist, liegt auch an der hiesigen Adoptionspraxis. Zwei uns bekannte Ehepaare wollten jeweils, da ohne Nachwuchs, ein Kind adoptieren. Beruflich und finanziell gab es bei beiden keine Probleme. Aber die Behörden machten beiden Paaren so große Schwierigkeiten, daß ihnen nichts anderes übrigblieb, als ein Kind aus Südamerika zu adoptieren.

Warum sagt man einer abtreibungswilligen Frau oder einem Mädchen nicht: „Sie brauchen ihr Kind nicht töten zu lassen, wir nennen ihnen Namen, die gern bereit sind, ihr Kind zu adoptieren.“ Würde das nicht die Zahl der Abtreibungen verringern und die Familienpolitik befördern?

Dr. Gerd Höfling, Wülfrath

 

 

Zu: „Mehr Kitaplätze, weniger Kinder“ von Lion Edler, JF 33/11

Fehlende Zukunftsaussichten

Einige Hauptursachen für unseren Nachwuchsmangel werden leider nicht genannt: die Diffamierung der Hausfrau und die Zerstörung der Familie sowie die fehlenden Zukunftsaussichten für Berufsanfänger. Sie arbeiten als Praktikanten oder erhalten nur Zeitverträge, wie zum Beispiel eine junge Hebamme aus unserem Bekanntenkreis, deren Vertrag mit ihrem Krankenhaus in Hannover Ende März auslief. Ende Januar wußte sie noch nicht, ob ihr Vertrag verlängert würde, obwohl es zu wenig Hebammen gab. Sie suchte sich eine Stelle im Ausland. Drei Tage vor ihrem Ausscheiden teilte man ihr mit, daß ihr Vertrag verlängert werde. Wie sollen bei solchen Aussichten junge Menschen eine Familie gründen? Udo Knau, Minden

 

Schuld ist die Emanzipation

In Indien gibt es keine Kitaplätze, und trotzdem viele Kinder. Entscheidend ist, daß die Frau ihre biologische Rolle annimmt, die darin besteht, Kinder zu kriegen und großzuziehen.

Wolfgang Richter, Staudernheim

 

 

Zu: „Sehnsuchtsland Ostpreußen“ von Matthias Bäkermann/Felix Krautkrämer, JF 31-32/11

Reportagetitel trifft den Punkt

Kommt man wie ich aus dem Brandenburgischen, fühlt man sich auch ohne familiäre Bindungen mit den östlichen Landstrichen, die einstmals zu Preußen zählten, sehr verbunden, ja fast wie zu Hause. Dank unserer altvorderen großen Baumeister kann man noch heute ohne große Erklärung erkennen, welche Gebäude einmal zum Beispiel Rathaus, Schule, Post-, Forst- oder Bahnhaus waren. Sogar die alten Straßenhäuser, an denen Straßenzoll abverlangt wurde, oder Post- und Meilensteine, kunstvoll verzierte Backsteingiebel von Stallungen und vor allem die vielen alten und ziemlich gerade verlaufenden Alleen lassen auf die nicht zu leugnende lange deutsche Geschichte schließen.

Angeregt durch die Lektüre zahlreicher Lebensberichte aus Pommern, West- und Ostpreußen (Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten, Hans Graf von Lehndorff, Christian Graf von Krockow) sind wir letztes Jahr auf Spurensuche gefahren. Der gewählte Reportagetitel „Sehnsuchtsland Ostpreußen“ trifft das damit verbundene Gefühl sehr genau.

Gerührt war ich, als ich in Frauenburg nahe des Hafens auf einen großen Findling mit deutscher und polnischer Aufschrift stieß, der an 450.000 Flüchtlinge erinnert, von denen unzählige den Tod fanden – gesetzt von den Polen für die Deutschen.

Gesine Helgenberger, Lindendorf

 

Westpreußen unterschlagen

Diese Reportage las ich mit besonderem Interesse, da ich noch im alten Preußenland Westpreußen geboren bin. Doch stört mich, daß Sie im Bericht immer nur den Begriff „Ostpreußen“ benutzen, obschon vier der erwähnten Orte im historischen Westpreußen liegen: die bekannte Deutschordensstadt Marienburg, Cadinen (Landkreis Elbing) sowie Finckenstein und Neudeck (Landkreis Rosenberg/Westpreußen). Diese Teile Westpreußens wurden nach der siegreichen Volksabstimmung vom 11. Juli 1920 als Regierungsbezirk Westpreußen im Jahre 1922 Ostpreußen zugeteilt und kamen 1939 zum Reichsgau Danzig-Westpreußen.

Dietmar Neumann, Neu Wulmstorf

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen